Die Lunte brennt, Herr Direktor fängt Feuer. In einem Wiener Eliteinternat wird der Schulleiter Dr. Lohberg in seinem eigenen Bett angezündet. Er springt noch aus dem Fenster, verbrennt aber hilflos bis zur Unkenntlichkeit. Kommissarin Laura Janda (Jaschka Lämmert) vermutet den Mörder innerhalb des Internats. So schleust sie ihren blinden Ex-Chef Alexander Haller (Philipp Hochmair) als Musiklehrer ein. Er soll verdeckt ermitteln. Der findet schnell Kontakt, vor allem zu seiner attraktiven Kollegin Lotta Behrbach (Aenne Schwarz), die seit einem Jahr an der Schule unterrichtet. Seit dem Tod seiner Lebensgefährtin empfindet Alex zum ersten Mal wieder etwas für eine Frau. Und die beiden kommen sich auch näher. Um seine Arbeit nicht zu gefährden, muss er vor Lotta aber sein Geheimnis wahren. Weder Polizei noch der Ex-Kommissar finden ein Motiv, der Ermordete galt als beliebter Chef und exzellenter Mediator. Gerade das aber macht Assistent Nikolai Falk (Andreas Guenther) stutzig. Der vermutet bei den „Superkorrekten“ immer dunkle Seiten! Bald zeigt sich, dass der angesehene Direktor so seine Geheimnisse hatte. Und da ist er nicht der Einzige. Eine Spur führt zum Hausmeister Holtinger (Sascha Alexander Gersak) und dessen Sohn Max (Enzo Gaier), der als einer der wenigen Kinder aus nicht reichem Haus die Schule besucht.
Der dritte Fall ist der bisher stärkste. Die Story stammt von Don Schubert („Der Mörder meines Vaters“, „Die „Pilgerin“), der auch schon die Auftaktfolge geschrieben hat. Ihm gelingt eine stringente Geschichte mit falschen Fährten und einem interessanten Schauplatz. Das Internat als geschlossener Kosmos bietet gute Spielmöglichkeiten; auch wenn da sicher noch mehr rauszuholen gewesen wäre. Was gut funktioniert ist das Außen-Innen-Spiel – Alex drinnen, sein Assistent Niko draußen. Der muss beim Dienstantritt dem blinden Chef das Gebäude erst einmal beschreiben: „Kennst du Harry Potter? Das sieht aus wie in dieser Zauberschule“. Darauf Alex: „Du meinst Hogwarts?“. So mancher Dialog kommt locker-leicht rüber. Viel Raum gibt Schubert in dieser Folge den beiden Hauptfiguren, er nimmt sich Zeit, tiefer in deren Gefühlswelt einzudringen. Hier der verliebte Alex, dort der spielsüchtige Niko, der auf Drängen von Alex’ Schwester Sophie in einer Selbsthilfegruppe geht, dort aber zeigt, dass er den Ernst seiner Lage nicht erkannt hat und kurz darauf wieder am Pokertisch landet. Alex knüpft zarte Bande, und das nachdem er die Ansprache seiner Schwester, endlich mal nach einer Frau Ausschau zu halten, kurz zuvor noch schroff zurückgewiesen hat. Dass Sophie heimlich in seinem Namen einen Account bei einer Dating-App eröffnet und den ausgerechnet Niko entdeckt, ist eine nette Randgeschichte in diesem Krimi.
Das Zusammenspiel zwischen Philipp Hochmair, der für die Rolle in „Blind ermittelt“ mit dem österreichischen Film- und Fernsehpreis Romy ausgezeichnet wurde, und Andreas Guenther funktioniert immer besser, sie spielen sich die Bälle zu, besitzen aber auch genügend Eigenständigkeit. Regisseur David Nawrath, der im Vorjahr mit „Atlas“ sein Kinodebüt gab und kürzlich seinen ersten „Polizeiruf 110“ (MDR) drehte, nutzt die Möglichkeit, hier mehr auf die Figuren einzugehen. Statt Action wie in der zweiten Episode werden hier ruhigere Töne angeschlagen und es gibt eine zarte Liebesgeschichte. Aus dem eher erwartbar und solide agierenden Ensemble sticht Sascha Alexander Gersak als Hausmeister Holtinger heraus. Von der Frau verlassen, mit dem heranwachsenden Sohn überfordert, im Job von den Kindern reicher Eltern kaum anerkannt, ist er eine zentrale Figur der Geschichte, und eine, die Gersak reichlich Spiel- und Gestaltungsmöglichkeit gibt, die er überzeugend zu nutzen weiß … Der Film lief in Österreich unter dem Titel „Blind ermittelt – Das Haus der Lügen“. Damit trifft man deutlich besser den Ton als mit dem etwas aufgesetzten Titel „Der Feuerteufel von Wien“. Titel hin, Titel her, der dritte Fall ist ein klassisch erzählter, solider Krimi mit einem guten Duo, das einem zunehmend vertrauter zu werden scheint. (Text-Stand: 15.2.2020)