Afrika – endlose Weiten, unberührte Natur. Hier ist der Mensch noch Mensch, reduziert auf’s Wesentliche: Leben und Überleben. Selbst Afrika aber ist nicht weit genug weg, wenn einer auf Rache sinnt: Wolfgang Stauchs Geschichte von den beiden ungleichen Brüdern, die einander doch so ähnlich sind, ist ein Abenteuer mit Anleihen bei Melodram und Romanze. Zum großen Wurf allerdings fehlen dem aufwändigen Zweiteiler „Der weiße Afrikaner“ mit Tim Bergmann ein paar entscheidende Elemente; eines davon ist der Humor.
Dabei beginnt die Afrika-Saga zu Beginn des 20. Jahrhunderts recht grimmig: „Er hat einen Speer und wir haben Gott“, klärt der Missionar seinen Sohn angesichts eines Zulu-Kriegers auf. Kurz drauf durchbohrt der Speer den guten Mann hinterrücks, und das Dasein des Kleinen gerät völlig aus den Fugen. Martin Enlen, ein Fachmann für große Gefühle, inszeniert die kindliche Verwirrung allerdings überraschend lakonisch: Der junge Hans wird vom besten Freund seines Vaters adoptiert, einem preußischen Offizier. Erst später wird klar, wie sehr das Leben bei Familie Sterenberg vom Schweigen geprägt war. Keiner sprach je offen über Gefühle, weshalb es bei einer Feierstunde gegen Ende des Geologie-Studiums zum Eklat kommt: Anstatt Adoptivschwester Charlotte zu ehelichen, zieht es Hans nach Afrika.
Foto: Degeto
Genau genommen ist all dies bloß der Prolog einer Jagd, die geprägt ist von Rivalität und Besessenheit: Hans, von Tim Bergmann mitunter wie eine etwas verunglückte Hommage an Indiana Jones angelegt, wird zum Glücksritter. Dank eines nahezu unfehlbaren Gespürs für Bodenschätze bringt er es zu einem gewissen Wohlstand. Sein Gegenspieler ist zunächst der reiche Südafrikaner van Tonderen (Gerd Silberbauer), dessen Mätresse (gespielt von der Südafrikanerin Nathalie Boltt) es Hans angetan hat. Als sich van Tonderen verspekuliert und erschießt, schnappt erneut ein anderer dem armen Hans die rote Rosa vor der Nase weg: Adoptivbruder Albrecht (Hans Werner Meyer) ist ihm nach Südafrika gefolgt und wird ihm fortan bei allen vielversprechenden Geschäften stets um eine Nasenlänge voraus sein.
Sieht man einmal davon ab, dass Bergmanns Oberlippenbart angeklebt aussieht und sein mimischer Fundus eher etwas limitiert wirkt, hat Enlens Saga durchaus ihre großen Momente. Meyers ebenso schurkischer wie tragischer Albrecht ist ein Vergnügen, das nur noch durch Philipp Timmes prachtvolle Bildgestaltung übertroffen wird. Allzu oft allerdings sieht man voraus, was gleich passieren wird. Van Tonderens Selbstmord zum Beispiel ahnt man, noch bevor er von seinem finanziellen Desaster erfährt; mitunter weiß man sogar, was die Figuren im nächsten Moment sagen werden. Das reduziert den Reiz des Films beträchtlich.