Eine deutsche Frau in Südafrika. Nicht zum Urlaub machen ist sie in das schöne Land mit seiner beängstigenden Armut und Kriminalität gekommen, sondern um dem mysteriösen Tod ihrer Schwester nachzugehen. Es wird eine Reise in ihre eigene Psyche. „Der Tod meiner Schwester“ beginnt als simpler Thriller, wandelt sich aber nach und nach zu einem spannenden Frauendrama, das von zwei überzeugenden Schauspielerinnen getragen wird.
Désirée Nosbusch spielt jene Caroline, die in der Fremde von ihrer eigenen Vergangenheit eingeholt wird. „Mit der Aufklärung des Mordes stellt sich heraus, dass sie eigentlich die Fragen und Antworten auf ihre eigene Problematik mitsuchte“, umschreibt Nosbusch die Psychologie ihrer Figur. Caroline hat einst die kleine Schwester in den Fängen des brutalen Vaters zurückgelassen. Diese Schuld schleppte sie fast 20 Jahre mit sich herum. „Sie geht in der Hoffnung nach Kapstadt, dort zu erfahren, dass die Schwester vor ihrem tragischen Unfall glücklich war, was ihr schlechtes Gewissen beruhigt hätte“, interpretiert Nosbusch weiter. Doch die Hoffnung wird nicht bestätigt. Offenbar ist die vom Vater misshandelte Schwester auch in Südafrika einem nur scheinbar „sanften Mann“ in die Hände gefallen.
Bernadette Heerwagen spielt Chantal, die zweite Frau im Film. Es ist eine ungewöhnliche Rolle für die Grimme-Preisträgerin, die seit über zehn Jahren in ihren Rollen als Frau fürs Dramatische und als Bild gewordene Natürlichkeit glänzt. In „Der Tod der Schwester“ spielt Heerwagen eine burisch-stämmige Stripperin, die hinter ihrer selbstbewussten erotischen Maskerade Angst und Verlorenheit versteckt. Anfangs mag sie Caroline, diese naive Businessfrau, nicht. Doch je mehr Caroline schwesterliche Züge in der Frau zu erkennt, umso mehr begreifen sich beide als Kampfgefährtinnen. Was der Heldin bei der Schwester nicht gelungen ist – das will sie bei der Frau aus dem Township wieder gut machen.
Wenn sich die Sonne ein letztes Mal über Kapstadt neigt, hat man das Gefühl, dass sich hier der Beginn einer langen Freundschaft anbahnt. „Eine Geschichte von Hoffnung inmitten einer Atmosphäre von Gewalt und Hoffnungslosigkeit“, so nennt es Regisseur Miguel Alexandre. In den Schlussbildern seines Films hat man längst die allzu stereotyp ausgebreiteten Thriller-Muster in den Anfangsminuten vergessen. Versöhnt wird man bereits auf halber Strecke durch das Spiel der beiden Hauptdarstellerinnen, die man so noch nicht gesehen hat. Vor allem die Rolle der 44jährigen Nosbusch ist für die Schauspielerin ein Imagewechsel. „Alle vorherigen Rollen haben mit meiner Jugendlichkeit gespielt, Caroline hingegen ist eine echte Frauenrolle, ein gefestigter, erwachsener Charakter.“ (Text-Stand: 26.5.2008)