„Der Seehund von Sanderoog“ von „Pfefferkörner“- Regisseur Klaus Wirbitzky ist ein Fernsehfilm, in dem ein Kind das Sagen hat. Die zwölfjährige Milla muss mal wieder mit ihrer Mutter umziehen, die auf der (fiktiven) Nordseeinsel Sanderoog den Job als Kurdirektorin angenommen hat. Ein Sprung ins kalte Wasser – doch die Seehundstation, die ein geldgeiler Krabbenbuden-Fabrikant durch eine Konsum-Oase ersetzen möchte, lässt Milla bald alles andere vergessen. Angetan hat es ihr allein ein kleiner Heuler, dem sie das Leben gerettet hat.
Übertreiben andere Kinderfilme oft die Klischees (bei den Erwachsenencharakteren), so versucht diese NDR-Produktion, die größtenteils auf Norderney entstanden ist, Klischees gar nicht erst aufkommen zu lassen. Das Drehbuch von Michael Holzinger und Katja Kittendorf hat einen realistischen Anstrich. Vor allem bei den Beziehungen zwischen Erwachsenen und Kindern haben sich die Macher an schwedischen Serien wie „Adam und Eva“ oder „Rosas Leben“ orientiert. „Missverständnisse zwischen den Generationen werden sofort ausgeräumt“, so Schauspielerin Catrin Striebeck – und nicht dramaturgisch „missbraucht“.
„Der Seehund von Sanderoog“ ist ein Wohlfühlfilm, der ein wenig kratzt am sozialen und moralischen Gefälle der Protagonisten. Ästhetisch ist dieser ebenso launige wie auf Hochglanz produzierte Nordseefilm durchaus erwachsenentauglich. Und die kleine Joanna Ferkic legt ein famoses, leises Debüt hin. Überzeugend neben Striebeck auch Barbara Nüsse, Gustav Peter Wöhler und Oliver Korittke als lockerer Sympath von nebenan, der den Verzicht auf jegliche „Pilcherisierung“ als besonders wohltuend empfand. (Text-Stand: 25.12.2006)