Die Beiträge aus Bozen bleiben die Problemproduktionen unter den Donnerstags-Krimis im „Ersten“. Nach dem Tiefpunkt „Leichte Beute“, ausgestrahlt zu Beginn des Jahres, ging die Tendenz mit Film 7 („Falsches Spiel“) zwar wieder nach oben, aber die Verknüpfung der verschiedenen Handlungsstränge ist weiterhin ein grundsätzliches Manko. Die ersten Beiträge der von Jürgen Werner kreierten Reihe lebten vor allem von der Fortsetzungsebene: Erst war der einheimische Ehemann der deutschen Kommissarin Sonja Schwarz (Chiara Schoras) scheinbar in einen Mord verwickelt, dann drohte die Polizistin Opfer einer perfiden Intrige zu werden. Gleichzeitig musste sie in jeder Episode auch noch einen in sich abgeschlossenen Fall lösen, der jedoch regelmäßig deutlich schwächer war als die durchgehende Erzählung.
Im neuen Film (insgesamt also Nummer neun) funktioniert die Zopf-Dramaturgie besser. Allerdings wirkt es nun reichlich unglaubwürdig, wenn die Kommissarin mitten in den Ermittlungen alles stehen und liegen lässt, weil sich auf dem heimischen Hof die mysteriösen Vorfälle häufen. Trotzdem ist dem erneut für Buch und Regie verantwortlichen Näter eine insgesamt schlüssigere Verknüpfung der drei Handlungsstränge gelungen: Als auf dem Weingut mitten in der Nacht ein neuer Traktor in Flammen aufgeht, sieht Schwarz Parallelen zum Attentat auf ihren Chef. Dialogsätze wie „Das ergibt doch alles keinen Sinn“ deuten allerdings an, dass der Hintergrund ein ganz anderer ist: Der zwischenzeitlich in den Kreis der Familie aufgenommene Sohn verfolgt finstere Pläne.
Der Episodenfall ist jedoch weitaus interessanter: Die kleine Tochter des prominenten früheren Extremsportlers Born (Tim Bergmann) ist entführt worden. Das Mädchen leidet unter einer Stoffwechselkrankheit und braucht regelmäßig Medizin, sonst droht ihm der Tod. Schwarz und Zanchetti verdächtigen die beiden erwachsenen Kinder aus Borns erster Ehe, weil ihr Vater nur noch Augen für seine zweite Tochter hat und sie außerdem finanziell an kurzer Leine hält. Born wiederum fragt sich, ob nicht die Mafia dahintersteckt, und tatsächlich macht sich Santoro die Entführung auf perfide Weise zunutze. Das Ermittlerduo hat Sofia zwischenzeitlich „umgedreht“; die Polizistin soll die Anwältin mit falschen Informationen versorgen und rausfinden, was sie im Schilde führt. Das ist alles flüssig erzählt und erneut gut fotografiert, zumal Hasses Kamera diesmal auch in die Schauwerte der Dolomiten zur Geltung bringen darf: Dort findet nicht nur die raffiniert eingefädelte Übergabe des Lösegelds statt; Santoro pflegt sich hier regelmäßig zu konspirativen Gesprächen zu treffen. Dank des Wettlaufs gegen die Zeit ist auch der in sich abgeschlossene Fall deutlich spannender, zumal im Hintergrund nach wie vor der Killer durch die Szenerie geistert. Gegen Ende, als Born seine Seele dem Teufel verkauft hat und Sofia sich an der Mafiosa rächen will, wird es sogar richtig dramatisch. Zum Schluss malt Santoro mit ihrem eigenem Blut ein V für Vendetta auf Zanchettis Hemd, womit Näter erfolgreich die Neugier auf die Fortsetzung schürt.