Es ist der 16. Hochzeitstag. Papa kocht, tischt auf und überreicht eine CD und zwei Konzert-Tickets: “Scorpions – erinnerst du dich?” Die Frau des Hauses versucht zu lächeln: “Ich hab’ mich wieder verliebt.” Der Mann ist fassungslos und will seine bessere Hälfte wieder zurück. Und weil er dabei so ziemlich alles falsch macht, wird aus “Das verflixte 17. Jahr” kein Ehedrama, sondern ein Familienfilm mit Humor, etwas Herz & viel groteskem Brit-Nonsens.
Bin ich zu dick? Bin ich langweilig? Hannes weiß nicht, woran es liegt, dass ihn seine Frau mit dem Handballkollegen Tom betrügt. Und anstatt darüber nachzudenken, ergeht er sich im Handeln. Zuerst schlägt er seinen stinkreichen Rivalen krankenhausreif. Ergebnis: Seine Frau Britta zieht aus. Dann schaltet er die Kinder ein: Katinka übt sich in der Kunst der Verführung, doch Tom steht nicht auf Lolitas. Sohnemann Marki hat offenbar mehr Erfolg. Unter Anleitung des Vaters inszeniert der einen Schrei nach Liebe. Die Mutter springt drauf an, die Polizei allerdings auch. Marki wandert in den Knast. Um den Jungen da wieder herauszukriegen, muss sich Hannes ein Alibi kaufen. Doch woher das Geld nehmen?!
„Ein leicht muffiges kleines Häuschen ist der Schauplatz, düstere Herbstfarben dominieren, Geld spielt sehr wohl eine Rolle und die halbwüchsigen Kinder sind nicht bloß schmollende Statisten. Nach einem hochoriginellen Buch ihres Mannes Volker Einrauch ist Hermine Huntgeburth (die sich gerade im 17. Jahr ihrer Ehe befindet) ein Familienfilm gelungen, der mehr bietet als die gewohnte Fernseh-Unterhaltung … Gerade weil das Fiasko so unabwendbar scheint, weil der Film so brillant zwischen Komödie, Burleske und Familiendrama wechselt und jede seiner Figuren mit großer Sorgfalt zeichnet, staunt der Zuschauer und wundert sich vergnügt.“ (Helge Hopp in der Berliner Zeitung)
“Das verflixte 17. Jahr” von Hermine Huntgeburth, die zuletzt im Kino mit “Bibi Blocksberg” einen großen Erfolg feierte, ist eine köstliche Komödie. Aus den Dingen des Alltags heraus eskaliert der verzweifelte Kampf um die Familie zu einer bisweilen schwarzhumorigen Katastrophen-Story. Die Situation wächst dem Helden über den Kopf und zugleich zeigt Autor Volker Einrauch, der es liebt, das Chaos weit über die Fernsehspiel-Wahrscheinlichkeit hinaus zu treiben, wieviel Phantasie und kreative Kraft noch in dieser Familie steckt.
Besetzt ist diese Film-Familie perfekt: Da ist Florian Martens (“Freier Fall”), der viel zu selten sein komödiantisches Talent im Fernsehen zeigen darf. Leidvoll der Blick, selbstironisch und extrem agil ist er das Herz des Films. Da ist außerdem Andrea Sawatzki, seit einem Jahr als herbe Frankfurter “Tatort”-Kommissarin im Einsatz, anfangs kaum wiederzuerkennen: mit weißem Kittel und schwarzer Perücke, das verhuschte Heimchen am Herd, das erst im Bett des Geliebten auflebt. Hermine Huntgeburth, selber mit Drehbuchautor Volker Einrauch seit 17 Jahren liiert, liebt Familiengeschichten. Die Familie als Mikrokosmos, das ist oft ihr Thema gewesen. “Die Familie ist sozusagen eine interessante Gesellschaft innerhalb einer großen Gesellschaft”, so die Regisseurin, die mit neun Geschwistern aufgewachsen ist. Bei aller Übertreibung, glaubt Huntgeburth, “dass sich im Chaos des Films jeder wiederfinden kann, weil schließlich jeder irgendwie, irgendwo eine Familie hat.” (Text-Stand: 15.2.2002)