Gut vierzig Mal haben Jaecki Schwarz und Wolfgang Winkler bereits gemeinsam vor der Kamera standen, am häufigsten als Kriminalkommissare aus Halle für „Polizeiruf 110“. Längst werden sie dort als „odd couple“ inszeniert, als seltsames Paar, und vermutlich finden die Fans des Duos diese Neil-Simon-Momente viel interessanter als die eigentlichen Fälle. Ein Film, in dem sich Schwarz und Winkler mal so richtig austoben dürfen, war längst überfällig. Dass es nun eine Freitagsproduktion geworden ist, passt ins Bild: Das Publikum dürfte ein Ähnliches sein wie an den Sonntagen, wenn die beiden Herberts aus Halle ermitteln. Die Frage war allerdings, ob man sich das antun sollte, schließlich stammte das Drehbuch von Marlis Ewald, in deren Filmografie verdächtig viele Frauennamenvorkommen, von Rosamunde Pilcher bis Barbara Wood, und die profunde „Traumschiff“-Erfahrung hat.
Doch siehe da: Die Geschichte ist hübsch ausgedacht. Die beiden Routiniers spielen die Freunde Günther (Winkler) und Erwin (Schwarz), die einander in inniger Hassliebe zugetan sind, seit der eine dem anderen die Freundin ausgespannt und geheiratet hat. Mittlerweile sind sie längst verwitwet und geschieden, kommen aber nicht umhin, sich täglich über den Weg zu laufen: Auf dem Sterbebett hatte Günthers Frau sie beschworen, einander stets beizustehen; außerdem sind ihre Kinder Paula (Tina Ruland) und Thomas (Timothy Peach) miteinander verheiratet. Die Handlung beginnt mit einem amourösen Wettbewerb, als das Städtchen eine neue Apothekerin bekommt: Die adrette Anita (Susanne Uhlen) verdreht beiden den Kopf. Doch für die eigentliche Geschichte müssen sich die Freundfeinde zusammen tun, denn bei Thomas und Paula kriselt’s gewaltig: Sie ist nach zwölf Jahren Pause in ihren Beruf zurückgekehrt und lässt sich willig vom schmucken Chef (Diego Wallraff) beflirten.
Diese Ebene der Geschichte ist der typische Freitagstribut, bei dem Frauen zustimmend nicken und Männer am liebsten umschalten würden. In den Eheszenen ist von Vernachlässigung die Rede, vom ewigen Kreislauf aus Kochen, Waschen, Putzen, von Blumen, die hin und wieder mal eine hübsche Geste wären, von der Befriedigung, die es verschafft, endlich wieder begehrt zu werden; vorgetragen von einer Frau (Ruland ist Jahrgang 1966), die zwanzig Jahre jünger ist als die Freitagszuschauerinnen der ARD und die dem Klischeebild des Heimchens am Herd so wenig entspricht, wie man dem schönen Wallraff zutraut, ein in die Jahre gekommenes Hotel in einer Kleinstadt zu besitzen.
Davon abgesehen macht es Spaß, Schwarz und Winkler bei der Arbeit zuzuschauen. Die langjährige Zusammenarbeit hat nicht etwa zu monotoner Routine geführt, sondern zu einem perfekt abgestimmten Timing. Wie sie sich gegenseitig nach Kräften beim Balzen um Anita übertrumpfen und dann wie auf Knopfdruck mitten im lautstark geführten Streit umschalten, um gemeinsam die Ehe ihrer Kinder zu kitten, ist launig von Ulrich König inszeniert. Der erste Rettungsversuch ist noch ein völliger Fehlschlag, aber als sie das Paar schließlich mit Hilfe eines komplizierten Komplotts und vieler Beteiligter ins örtliche Schloss locken und dort kurzerhand einschließen, müssen Paula und Thomas endlich miteinander reden. Die Versöhnung folgt vielleicht ein bisschen flott, aber auch das ist übliche Freitagsdramaturgie.
Selbst die Musik (Arnold Fritzsch) ist nicht ganz so klebrig wie gewohnt, wenn auch die mitunter um Ironisierung bemühten Ansätze doch wieder bloß die Handlung verdoppeln. Gleiches gilt für einige Dialoge, in denen die Ereignisse zusammengefasst oder ungelenk Informationen vermittelt werden, die man mit ein bisschen Mühe auch optisch hätte verpacken können. Immerhin sorgen diverse Details am Rande, die für die Geschichte völlig unerheblich sind, für Amüsement, wenn beispielsweise ein Hund Erwin die Wurst aus dem Hotdog stibitzt. Und wer immer schon mal nach Stendal wollte, wird sich bestätigt fühlen: Der Film dürfte den Mitarbeitern des örtlichen Touristikbüros zumindest für die kommende Saison den Arbeitsplatz gesichert haben. Aber auch das kennt man ja von Filmen dieser Art.