Malte ist 17, lebt auf Usedom und hat kein leichtes Leben. Er jobbt im Fischimbiss, nebenbei schmuggelt er Zigaretten. Seit dem Tod der Mutter und dem Weggang der großen Schwester vor fünf Jahren fühlt er sich verantwortlich für seinen Vater. Der vegetiert die meiste Zeit im Suff dahin. Jetzt soll auch noch das baufällige Haus, in dem sie seit Jahren wohnen, verkauft werden. Und dann steht plötzlich die Schwester wieder auf der Matte. Ohne Geld, dafür mit Sohn. Malte ist genervt, will nur noch weg. Bald hat er den Führerschein, und in ein paar Tagen ist er 18. In der Zielgeraden zur Volljährigkeit lernt Malte Annika kennen. Sie macht auf Usedom Urlaub. Beide verlieben sich ineinander. Doch in sechs Tagen fährt sie wieder…
„Das Lächeln der Tiefseefische“ zeigt einen jungen Mann auf seinem steinigen Weg zum Erwachsenwerden. Seine Startmöglichkeiten ins Leben sind alles andere als optimal. Jener Malte erlebt eine ereignisreiche Woche: der Schmerz über die enttäuschte Schwesternliebe und der Schmerz über den so frühen Tod der Mutter brechen wieder auf; die erste Liebe nimmt ihn gefangen; Malte wird beim Schmuggeln geschnappt; dann ist das Haus weg und der Vater wird zu einem immer hoffnungsloseren Fall. Diese Häufung dramatischer Ereignisse ist nicht unbedingt ein Manko, da der Debütfilm von Till Endemann zumeist sehr stimmungsvoll in hart gegeneinander geschnittenen Szenen erzählt. Der Film besitzt wenig Dialog – und er hätte vielleicht sogar noch weniger gebraucht. Jacob Matschenz spielt Malte als einen verunsicherten, schweigsam vor sich hin muffelnden Teenager. Seine Ausbrüche sind – gemessen am Ton des Films – gelegentlich eine Spur zu laut. Dennoch erkennt man bereits in diesem Film, dass Matschenz einer der talentiertesten Schauspieler seiner Generation ist. Alice Dwyer, hier einmal ohne explizites Lolita-Sexappeal, hat sicher die leichtere Rolle. Aber die Souveränität, mit der sie ihre Annika, eine Figur ohne viel Geschichte, in nur wenigen Szenen mit Leben erfüllt und ihr eine tiefe Ausstrahlung mit auf den Weg gibt – das ist einmal mehr von ihr eine große Leistung. Fazit: trotz kleiner Schönheitsfehler ein ansprechendes, zur Melancholie neigendes Coming-of-age-Drama mit Ostsee-Flair. (Text-Stand: 17.7.2011)