„Das Baby ist da, ein Junge, 9 Uhr 17, ganz toll, ganz prima…“ Die Worte der Hebamme sind rasch verklungen. Rebecca findet nur schwer einen emotionalen Zugang zu ihrem Kind. Die viel beschworene, bedingungslose Mutterliebe ist ihr ebenso fremd wie ihr Baby. Angst und Hilflosigkeit erfassen sie. Dass sie nicht so fühlt, wie es offenbar „normal“ wäre, setzt die junge Mutter zusätzlich unter Druck. Rebeccas Zustand verschlechtert sich zunehmend. Doch ihr Mann Julian erkennt das Ausmaß der seelischen Störung erst spät – beinahe zu spät.
„Das Fremde in mir“ erzählt von einer jungen Mutter, die unter postnatalen Depressionen leidet und nur langsam wieder zu sich und ihrem Baby findet. „Alle waren so begeistert von seinem Geruch – ich habe das nicht gerochen“, sagt die Mutter später ihrem Therapeuten. Keiner konnte ihr helfen. Rebeccas wichtigste Bezugsperson, ihre Mutter, lebt in Kanada. Erst nach einem Selbstmordversuch eilt sie der Tochter zu Hilfe. Ehemann Julian missdeutet ihre stummen Zeichen. „Dieses ewige Vorwurfsgesicht geht mir auf den Zeiger.“
Foto: ZDF / Markus Schädel
Die sogenannte Wochenbettdepression ist kein leichtes Thema. Der Film ist entsprechend „anstrengend“ und geht einem an die Nieren, obwohl oder vielleicht gerade weil es Emily Atef nicht um dramatische Zuspitzung geht, hinter der sich der Zuschauer leichter verstecken kann als hinter diesem geradezu dokumentarischen Realismus. Ausschnitthaft, ungekünstelt und einfühlsam nähert sich die Filmemacherin dieser speziellen Problematik des Mutterseins. Die Bedrohung, welche die Erkrankung für das Baby bedeuten könnte, wird nicht ausgespielt. Und das ist gut so. Der Film folgt der Hauptfigur bei ihrer langsamen „Mutterwerdung“ – die Ereignisse sachlich registrierend und aus einer fast schon therapeutischen Perspektive betrachtend. Theaterschauspielerin Susanne Wolff liefert – in der Kombination mit einer knappen, präzisen Inszenierung – weit mehr als die Visualisierung eines Krankheitsbildes.