Die 15-jährige Fili will es endlich wissen in Connie Walthers sympathischem Langfilm-Debüt „Das erste Mal“. Wetten, dass sie innerhalb einer Woche einen Macker für die mythenumwobene erste „Liebesnacht“ gefunden hat!? Obwohl, Liebe sucht sie ja gar nicht – die hat sie bereits gefunden, bei ihrem Johnny, Johnny Depp, dem Hollywoodstar. Wegen ihm ja auch der Wunsch, möglichst schnell sexuelle Erfahrungen zu sammeln. Denn welcher reife Mann gibt sich schon mit Jungfrauen ab!? Am Ende hat sich Fili zwei ausgeguckt: den smarten Filialleiter des Supermarkts, in dem sie in ihrer Freizeit jobbt, und Ike, ein „unglaublich süßer Typ“. Doch der ist dummerweise der Ex-Freund einer Freundin.
„Vielmehr fasziniert als die Herausforderung, eine Liebesszene zu drehen, hat mich, eine Geschichte über eine Zeit im Leben zu erzählen, die ich selbst als ungeheuer intensiv und extrem erlebt habe“, sagt die Filmemacherin Connie Walther. Die Absolventin der Berliner Film- und Fernsehakademie, mehrfach Regieassistentin bei Dominik Graf und Wolfgang Becker, hat sich bei der Recherche viel Mühe gegeben, „Das erste Mal“ möglichst authentisch darzustellen. Mehr als 500 Mädchen habe sie befragt – „und das Schönste war die Power bei den meisten Mädchen wiederzufinden, nach der ich gesucht hatte“, betont Walther.
Bemerkenswert ist aber nicht nur die Mädchen-Power, die die Regisseurin hier mit Hang zu einer modernen Bildästhetik ungemein locker präsentiert und in der sich zugleich die Phantasiearbeit ihrer Heldin spiegelt. Bemerkenswert ist vor allem auch das souveräne spätpubertierende Spiel von Hauptdarstellerin Lavinia Wilson, die bereits in Vivian Naefes Mystery-Drama „Todesreigen“ ihr großes Talent angedeutet hat. Patzig, nassforsch („Spar dir dein Geseire!“), dann auf eine naive Art verführerisch, aber immer selbstbewusst. Auch die anderen Darsteller sind sehenswert und sogar durchweg prominent: Benno Fürmann, Hannes Jaenicke, Anne Kasprik, Eva Hassmann. Gelungen ist auch die Idee von Connie Walther, den Teenager-Schwarm Johnny Depp in den Masken seiner berühmtesten Filme auftreten zu lassen, „ähnlich wie einst Bogart in „Mach’s noch einmal, Sam“, als ratgebendes Schattenwesen aus der Welt des Kinos. Ein viel versprechendes Debüt. (Text-Stand: 1996)