„Vielleicht sieht er ja gut aus, der Neue?“, witzelt die Kommissarin Marion Ahrens. Ihr Ehemann findet das weniger komisch. Die beiden kommen gerade aus dem Urlaub, da sitzt ihnen doch plötzlich eine junge Frau hinten auf der Stoßstange. Wer Einführungen in Serien oder Krimi-Reihen kennt, der weiß sofort: „der Neue“ ist eine Sie. Und diese Sie ist blond, forsch, ein wenig schusselig und wohl offenbar nicht die beste Autofahrerin.
Die neue am Lübecker Tatort kann sich sehen lassen: Lisa Martinek musste Ann-Kathrin Kramer in „Das Duo“ ersetzen und sie tut es souverän, wie die Schauspielerin seit Jahren alle ihre Rollen meistert. Die Autoren haben ihr auch einige hübsche Pointen in den Text geschrieben: „Die Polizei verkompliziert doch immer alles“, ist gleich einer ihrer ersten Sätze, die sie sagen darf, nachdem sie ihren Wagen auf die Stoßstange ihrer neuen Kollegin gesetzt hat. Die gibt die Pointe zurück: „Als ob es nicht schon genug Kommissarinnen gäbe!“ Nun ist es also kein Kerl. Aber mit der Neuen klappt es prima – auch wenn sie manchmal einen Tick zu schnell ist. Das Kräfteverhältnis stimmt, der Generationsunterschied bleibt ein Gewinn. Mit neuer Frische und Szenen wie dem sehr intensiven Verhörmarathon und dem Kleinbürger-Showdown werden diese Krimis künftig wohl noch mehr zu ihrem Stil finden: eine TV-Reihe aus der Normalität des Alltags, natürlich und ungekünstelt wie ihre Protagonistinnen.
Die gebürtige Stuttgarterin Martinek ist eine gute, zum Format passende Wahl. Sie wirkt wie die etwas jüngere Schwester der Kramer. Beides sind Frauen, die die Hürde jedes Bewerbungsgesprächs nehmen würden und die auf Anhieb kräftig Sympathiepunkte sammeln dürften. Martinek hat die letzten Jahre erfolgreich gegen ihr „Schönchen“-Image angespielt. Eine ihrer Stärken ist es, ein Stück Leben auf den Bildschirm zu bringen und selbst in dramatischen Filmen eine auffallende Natürlichkeit an den Tag zu legen. Der Nachteil ihrer Vorzüge: Wer nicht ihren Namen kennt, wird sie für 90 Minuten mögen, sie dann aber wieder vergessen – bis zum nächsten Film. Selbst nach den sechs Millionen Zuschauern, die die Komödie „Das Zimmermädchen und der Millionär“ liebten, war das nicht anders.
Dass in „Das Duo“ zwei Frauen auf Verbrecherjagd gehen – das soll künftig noch mehr zum Tragen kommen. „Es ist ein großer Unterschied, ob zwei Kommissare ermitteln, die zufällig von Frauen gespielt werden, oder ob zwei Frauen Kommissarinnen sind“, betont Martinek. „Frauen vertrauen mehr auf ihre Intuition als Männer“, sagt Schwab. „Ich glaube auch, dass Frauen besser im Team arbeiten und dass es unter ihnen weniger Kompetenzgerangel gibt.“ Das beeinflusse den Ermittlungstil und die Art des Krimis. „So setzen wir nicht auf Action, haben kaum Schlägereien und benutzen nur selten unsere Waffen.“