Ein Ferien- und Fischerdorf an der Ostseeküste, das schon bessere Tage gesehen hat. Am Strand liegt ein Toter. Ein dementer Strandgutsammler hat die Leiche gefunden. Es handelt sich um einen Feriengast, der offenbar an seiner Doktorarbeit geschrieben hat. Er wohnte bei den Feddersens. Die Frau des Hauses ist die Tochter des Müllsammlers vom Strand. Hier hat jeder mit jedem zu tun. Auch den Toten kannten alle – vom Sehen. Der hatte Streit mit einem Feriengast von nebenan. Der sucht hier ein Ferienhaus. Auch alle anderen in Seedorf machen sich irgendwie verdächtig. Fischer Feddersen fischt schon lange nicht mehr genug frische Fische für den Lebensunterhalt. Und seine Frau hatte früher mal was mit dem Toten. Sie wollte jetzt wieder. Er nicht. Auch die Wirtin vom Dorflokal verhält sich seltsam – und ihr Mann, Dorfpolizist, scheint auch etwas zu verbergen zu haben. Ahrens und Hertz lassen sich die frische Meeresbrise um die Nase wehen, „Spusi“-Viktor wird niedergeschlagen und Kollege Frank liegt im Lübecker Krankenhaus mit einer schlimmen Virusinfektion.
„Der tote Mann am Meer“ aus der ZDF-Reihe „Das Duo“ beginnt telegen, mit eindrucksvollen Bildern, macht wenig Worte. „CSI“-like türmen sich die Wolken über der Lübecker Bucht. Bläulich, gräulich, verwaschene Farben – ein Look, der sich sehen lassen kann. Dazu spröde, wortkarge Charaktere, Menschen, die den Kommissaren etwas verheimlichen. Keine Frage, das ist mehr als nur handwerklich gut gemacht. Denn über das Handwerk entsteht Atmosphäre und diese zieht einen in den Film hinein. Der Rhythmus der Ermittlungen, alles dauert etwas länger als in der Stadt, passt sich der Landschaft an, den Menschen – norddeutsche Provinz eben. „Der tote Mann am Meer“ ist ein Krimi, der sich gut gucken lässt. Mehr aber auch nicht. Wenn sich die „Sensoren“ des Zuschauers auf Peter Keglevics ästhetisierte Filmsprache eingestellt haben, dann spätestens fragt man nach der Geschichte. Und die hält wie bei den meisten der unzähligen deutschen Krimi-Reihen nicht, was die Bilder versprechen. Da werden etliche Verdächtige in einen handelsüblichen Whodunit gezwängt – und es entsteht ein dramaturgisch überkonstruiertes Beziehungsgeflecht, das sich routiniert zwischen Krimi und kleinen Drämchen durchmogelt und das erwartungsgemäß im Schluss-Drittel den Klinikaufenthalt des Kripo-Kollegen mit dem Mord am Meer kurzschließt.
Das alles ist weder handfestes Genre-TV (trotz cooler Optik!), noch spiegelt sich hier ein in irgendeiner Weise relevanter Realismus. Das ist vielmehr deutsche Fernsehkrimi-Realität: von allem etwas. Gut durchgemischt. Gute Schauspieler. Gute Technik. Guter Look. Aber keine „Nachhaltigkeit“. Dafür ist der Fall zu austauschbar. Dafür bleibt zu Vieles am Wegesrand liegen. Dabei gibt sich das Autorenduo selbst die Vorlagen: Peter Frankes kauziger Alter beispielsweise, einer, der alles sammelt, was gestrandet ist, altes Zeug, Erinnerungsstücke, und einer, der selbst alles vergisst. Eine Metapher gewordener Mensch. Zu wenig wird aus dieser Figur gemacht. Weil andere Figuren erfunden werden mussten, die die Rätselkrimi-Struktur bedienen. Wie gesagt: Man kann diesen Film gut gucken. Er ist aber auch ein Beispiel dafür, wie sich viele Krimis heute dramaturgisch über die Runden robben, wie Regisseure und Schauspieler ein Versprechen geben, das keine 90 Minuten gehalten werden kann.