Unlängst erlag Kommissarin Ahrens dem Charme eines galanten Betrügers. Dieses Mal ist Kollegin Lizzy dran. Die Mittdreißigerin fühlt sich zu einem Fotografen und Weltenbummler hingezogen, der unter Mordverdacht steht. Und auch sonst weiß sie das Leben zu genießen. Doch eigentlich geht es in “Bauernopfer” aus der ZDF-Reihe „Das Duo” um Einsamkeit und um die Fassaden, die Menschen errichten, um zu überleben. Jeder ist auf der Suche nach Jemandem, der einem zuhört – auch die so aufgeräumt wirkende Kommissarin Krüger.
Im Vergleich zu den verschrobenen schleswig-holsteinischen Landeiern geht es ihr ja noch gold. Da ist eben jener sensible Fotograf, den die Schrecken der Welt psychisch kaputt gemacht haben. Da ist der Bauer, der seinen Hof nicht mehr halten kann und der vom Liebesleid zerfressen mit seinem Trecker durch die Landschaft kurvt. Und da ist ein Autoverkäufer, der Geld unterschlagen hat und erpresst wird – ein typischer Verlierer, der auf Gewinner macht. Allen gemeinsam ist ihre enge Beziehung zu Sonja, einer im Leben orientierungslosen 29-jährigen Frau, die seit Jahren auf der Suche war nach einer starken männlichen Schulter zum Anlehnen. Als sie tot an der Decke ihres Dachbodens hängt, sind alle drei außer sich – und doch, es war kein Selbstmord, einer der drei muss es getan haben.
“Nichts ist so, wie es scheint”, war für Christian Görlitz schon im Exposé das Motto dieses kammerspielartigen Films, der Krimi und Drama zugleich ist. Das Genre Krimi hat für den Psychologen Görlitz viel mit Analyse zu tun: “Krimi heißt Begegnung mit uns selbst”, glaubt er. “Die verborgene Seite des Menschen, unsere Sehnsüchte und Ängste, unsere Phantasien und Träume, all das, was wir im täglichen Leben lieber für uns behalten, all das fördert ein guter Krimi zutage.” Und Krimi ist für Görlitz immer auch ein Stück Gesellschaftskritik. In “Bauernopfer” fällt die allerdings ein wenig schwammig aus: kaum einer, der kein Opfer ist. Wo man hinschaut: einsame Seelen. Entsprechend trübe sind die Aussichten auf die holsteinische Landschaft. Da ist es gut, dass sich die Kommissarinnen und der spurensichernde Gatte nur selten die gute Laune verderben lassen. (Text-Stand: 21.2.2004)