Enttäuscht von der Liebe, hat Saskia Martens einst entschlossen, niemanden mehr in ihr Leben zu lassen. Sie hat sich auf ihr Gestüt zurückgezogen – mit einem miesepetrigen Verwalter und reichlich Arbeit. Die Natur, die Pferde, die Einsamkeit – das ist ihre Welt. Doch plötzlich kommt Unruhe in ihr sorgsam organisiertes Leben. Ihre einst beste Freundin ist verunglückt. Deren Tochter Lucy ist Saskias Patenkind. Wenn sie sich jetzt nicht um sie kümmert, wann dann. Lucy stellt zunächst auf Durchzug, bis es der Gestütsbesitzerin zu dumm wird: jetzt gibt’s Regeln und wer sie nicht befolgt – der ist schneller offline, als er sich versieht. Erst nach und nach erkennt Saskia, dass Lucy sich durch ihre raue Schale schützt. Sie hat Schuldgefühle – den Tod ihrer Mutter betreffend. Als der Patentante gelingt, ihr diese Schuldgefühle zu nehmen, ist die Funkstille zwischen den beiden beendet. Als dann auch noch das Jugendamt den seit Wochen gesuchten Vater von Lucy ausfindig macht, scheint damit bald beiden geholfen. Saskia nimmt sich den Rat des Teenagers, sich endlich mal locker zu machen, ernst und verguckt sich ein klein wenig in Lucys lässigen Galeristen-Vater Alex.
„Dann kam Lucy“ erzählt davon, wie sich eine Frau, Mitte 40, wieder öffnet für das Leben und die Liebe. Eine Allerweltsgeschichte, wie sie Fernsehmelodramen gern erzählen. Dass der Teenager dabei mehr als nur Mittel zum Zweck ist und sich zwischenzeitlich schon so etwas wie eine „Beziehungsgeschichte“ mit einem Fünkchen Wahrheit entwickelt, kann einen beim Zusehen schon versöhnlich stimmen. Plätschert die Geschichte anfangs zwischen formaler Beliebigkeit und überdeutlichen Gegensätzen dahin, kommt nach 35 Minuten mit der emotionalen Wende etwas Leben in die Selbstfindungsgeschichte. Dafür wird es dramaturgisch umso durchsichtiger. Kaum haben sich die beiden Frauen gefunden, steht der Papa auf der Matte. Kaum haben sich die drei gefunden, scheint es mit dem Glück auch schon wieder zu Ende zu gehen. Und dann ist auch noch Lucy weg. Die Suchenden kommen sich näher. Haben sich alle schließlich wieder gefunden, ist Saskia das auf einmal auch schon wieder nicht mehr recht. Dieses Wechselspiel der Gefühle mag einerseits typisch sein für die Dramaturgie der Liebe in unseren Zeiten – aber ein guter Film sollte mehr, als nur Zeitgeist-Empfinden widerspiegeln. Als Ratgeber in Lockerungsübungen und Partnerschaftsfragen besitzt „Dann kam Lucy“ durchaus einen gewissen Wert. Und Julia Jäger als „das gelebte Bedenken“ macht sich gut in der Rolle. Gleiches gilt für Olga von Luckwald. Dass sie anfangs ein bisschen zu „krass“ die durchaus stimmigen Teenie-Klischees reproduzieren muss – dafür kann sie nichts. Und was „lernt“ man am Ende aus diesem Degeto-Film? Zu zweit ist man bekanntlich weniger allein – und zu dritt erst! (Text-Stand: 27.3.2012)
Foto: Degeto / Martin Menke