„Hallo, hier ist Maria. Ich bin gerade nicht zu erreichen…“ Immer dieselbe Nachricht. Keine Spur von Maria, jener bezaubernden Krankenschwester, die immer so seltsame, direkte Fragen stellte wie „Hast du eine Freundin? Suchst du eine?“ oder „Würdest du mich auch als Junge gut finden? Sie ist weg. Einfach gegangen. Ohne Abschiedsworte. Franz und David werden fast wahnsinnig. Der Zufall führt die beiden so unterschiedlichen Männer zueinander, den coolen Barkeeper und den soliden Staatsanwaltsanwärter. Beide waren „so etwas wie ihr Freund“. Keiner wusste vom anderen. Beide wussten aber auch nicht viel von Maria. Nur eines wussten sie und wissen sie jetzt, wo sie nicht mehr da ist, umso deutlicher: Sie gab ihnen das Gefühl, geliebt zu werden. Vor Tagen noch ging ihnen diese Liebe zu schnell. Jetzt plötzlich wollen sie diese Liebe. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Maria.
Guter Roadmovie-Soundtrack: A Boy named River („Kiss it if it moves“), Tadpole („Streams“), Daliah Lavi („Willst du mir mir gehn“), Vania and the Master („Tu ceres“), A Boy named River („How quickly we forget“), Flavian („Get well“)
Es wird eine Reise bis nach Dänemark, für die beiden Männer, Anfang 30, wird es eine Reise ins eigene Gefühlsleben. Die einstigen Rivalen im Bett von Maria haben sich nicht viel zu sagen. Es sind zwei, die nicht gern etwas von sich preisgeben. Immer wieder schnüffeln die beiden in den Privatsachen des Anderen. „Cindy liebt mich nicht“ halte „einer Generation den Spiegel vor, die in StudiVZ, MySpace oder Facebook ihr Leben für jeden, den es interessiert, zugänglich macht“, so die Filmemacherin Hannah Schweier, „jedoch handelt es sich dabei nicht um ein wirkliches Annähern an eine Persönlichkeit, sondern um das Vorführen von stilisierten Entwürfen der eigenen Identität.“ Die männlichen Helden zeigen nicht viel von sich. Auch in den verklärten Erinnerungsszenen an das Objekt des Begehrens, erschöpft sich „Liebe“ in Zärtlichkeit, Leidenschaft und Egoismus. Und Maria redet zwar viel von Liebe, aber auch sie benutzt ihre Männer. „Maria fühlt sich stark und lebendig, wenn sie geliebt wird, eine Liebe ist nicht genug für sie“, klärt die beiden Suchenden ein dritter Liebhaber auf. Marias Psyche spiegelt ein zeitgenössisches Phänomen: Liebe, verortet zwischen Tauschhandel und Narzissmus. „Maria ist die perfekte Projektionsfläche, sie ist austauschbar, genau wie die Männer, die sich mit ihr zusammen wähnen“, bilanziert Schweier dieses Liebeskonzept.
Das Road-Movie „Cindy liebt mich nicht“ entwickelt nach und nach eine ästhetische Sogkraft und beziehungsphilosophische Evidenz, der man sich nicht entziehen kann, vorausgesetzt, man ist nicht schon gänzlich der ecken- und kantenlosen (Kürzel-)Welt der sozialen Netzwerke erlegen. Clemens Schick beweist einmal mehr seine große Ausdruckskraft jenseits der Worte. Was die Rolle angeht, hat es Peter Weiss schwerer: ein mundfauler Langweiler ist nicht so sexy wie ein cooler, sonnenbebrillter Schweiger. Theaterschauspielerin Anne Schäfer ist eine Entdeckung für den Film. Sie bringt alles mit, was jene Rolle des frischen, rätselhaften weiblichen Versprechens benötigt. Sie ist glaubwürdig als Projektion von Männerphantasien. Sie muss es sein, sonst würde der Film, dessen sprachlose Männer eine Herausforderung für den Fernsehzuschauer (!) sein können, nicht so gut funktionieren.