Eine Soko-Chefin im erotischen Clinch mit einem vermeintlichen Serienmörder. Die Story von „Callboys – Jede Lust hat ihren Preis“ klingt nach einem x-beliebigen TV-Movie. Bemerkenswert ist aber, dass sich eine talentierte Jungregisseurin an diesem Erotikthriller versuchen durfte. Es ist der erste Langfilm von Christiane Balthasar (29), der es auf eine stimmige Darstellung der Charaktere ankam. Die richtigen Schauspieler dafür hatte sie: Ann-Kathrin Kramer, Burkhard Driest, Marion Mitterhammer und Bernhard Bettermann.
Soko-Chefin Michelle Eisner und ihr neuer „Berater“, ein Polizeipsychologe der besonders coolen Art, haben es mit einem Serienmörder zu tun, der seinen Opfern die Zunge abschneidet. Stets sind es junge, gut situierte Frauen, und stets hatten sie kurz vor ihrem Tod Geschlechtsverkehr. Eine befreundete Journalistin gibt einen heißen Tipp: die Loverboys, Männer für gewisse Stunden. Einer von ihnen, Lanou, ist der charismatischste, er ist ein Spieler – aber er hat ein Alibi. Michelle scheint ihm mehr und mehr zu verfallen. Ann-Kathrin Kramer öffnet dem Zuschauer den Film. Sie ist der Kontrapunkt zu einer fremden Welt, zum lasziven Genussleben der Liebesdiener auf Bestellung. Und ihre Heldin? „Die ist ein sehr instinktives Wesen, mal irrsinnig hart, mal menschlich“, betont Kramer. Kompagnon Busch, ein Profiler, der die Handschrift des Tatorts liest, um so in die Psyche des Täters zu schauen, wird knurrig-sympathisch gespielt von Burkhard Driest. Er, der stets nur als Verbrecher bestzt wird, wollte immer schon mal einen „Bullen“ spielen.
Erotikthriller ist bei „Callboys“ mehr als nur ein Verkaufsetikett. Der selbstverständliche Umgang mit Nacktheit und Sex weist den Film als ein typisches Produkt der Nach-„Basic-Instinct“-Ära aus. Erotik ist bis zu einem gewissen Grad auch Stimulanz für die Zuschauer und Zuschauerinnen, hat aber längst – wie auch in diesem Film, der sehr viel besser inszeniert ist als geschrieben – die Schleimspur des Voyeuristischen verlassen. „Das Schlimmste ist, wenn ein Regisseur seine Protagonisten um einer Wirkung willen verrät“, betont Christiane Balthasar. Nichts lag der Regisseurin ferner, als ihre Hauptdarstellerin durch vordergründige Reize zu beschädigen. Auch Ann-Kathrin Kramer hatte beim Drehen keine Probleme, weder mit einer Masturbationsszene noch mit dem Zeigen ihrer Blöße. „Es geht ja nicht um Nacktheit, sondern um ein Spiel aus Angst und Leidenschaft.“