Hitchcock machte es oft genug vor. Eine Zeitungsmeldung als Ausgangspunkt für einen spannenden Film. „17-Jähriger als Polizeispitzel missbraucht“, keine schlechte Idee, dachte sich der Münchner Jungregisseur Friedemann Fromm (32), der mit seinem „Tatort: Klassenkampf“ (1994) über Bandenkriege an deutschen Schulen Aufsehen erregte. In „Brüder auf Leben und Tod“ wollte er einen reinen Genrefilm machen, der vor allem über die Sinne funktioniert. „Es ist ein klassischer Gangsterfilm, ziemlich ungewöhnlich fürs Fernsehen“, betont der Autor-Regisseur. Was er hier für zwei Millionen Mark alles auffahren lässt, kann sich sehen lassen. Höhepunkt ist der Showdown im Gebirge: Hubschrauber, Paraglider und das immer unverzichtbarere Handy sind die Medien des finalen Nervenkitzels. Auch bei den Darstellern wurde geklotzt: Gottfried John, Helmut Berger und Jaenicke in einer Mini-Rolle.
Die Geschichte indes bleibt vordergründig, die Helden sind Typen, die man aus dem Kino zu kennen scheint. Da ist Calvi, der Drogenboss. Seine rechte Hand, eine Art Ziehsohn, ist Manuel. Dem passt die Art und Weise, wie sein eiskalter Chef Probleme löst, schon lange nicht. Er steigt aus. Doch der Pate hat einen Trumpf im Ärmel: TS, Manuels kleiner Bruder. Dieser arbeitet seinerseits als Polizeispitzel, gezwungenermaßen. Klar, dass das letzte Zusammentreffen der Drei ein Kampf auf Leben und Tod werden muss.Allein der 17-jährige TS, anfangs Friseur-Lehrling, besitzt etwas Vitales und relativiert damit manch Gangsterfilm-Klischee. „Er steht nicht auf dem Boden, er fliegt und verändert ständig seine Farbe“, sagt sein Darsteller Felix Eitner („Inzest“). „Er ist flexibel und wird zunehmend reifer. Er verliert alles, was ihm wichtig ist, aber er findet dadurch ein Stück von sich selbst.“ Eitners Kollege ist Ralph Herforth („Bunte Hunde“). Beides sind Gesichter, die man sich merken sollte.
Für Fromm gibt es auch ein Thema hinter der Action: „Es geht um die Unfähigkeit, miteinander zu kommunizieren, aus Angst vor Ablehnung und verletzten Gefühlen.“ Zentral sei die Frage, wie man sich auch unter extremen Bedingungen, in einer Welt, wo nur die Kohle zählt, so etwas wie Menschlichkeit bewahren könne. Gerade bei vielen Regisseuren vermisse er diese Menschlichkeit. „Bei uns werden Figuren zu häufig denunziert. Mir ist es wichtig, dass meine Helden auch etwas von mir unter dem Herzen tragen.“ (Text-Stand: 1996)