„Belächeln Sie etwa Magie?“, fragt die Vertrauensdozentin und Expertin für mittelalterliche Naturheilkunde Dr. Schwarz in ihrer Einführungsvorlesung. Milla, Medizinstudentin im ersten Semester, wird das Lächeln noch vergehen. Zunächst fällt ihr eine über 500 Jahre alte Bibel vor die Füße, ein merkwürdiges Buch mit Eintragungen in Blutschrift; wenig später plumpst schon wieder etwas vor ihr auf den Boden: der ehemalige Leiter der Anatomie. War es Selbstmord? Sein Sohn und Nachfolger im Amt scheint vom Wahnsinn gepackt – und sich sicher zu sein, dass Milla eine Abgesandte des Todes ist. Auf seiner Pinnwand hängen die Familienstammbäume seiner Studenten – nur ihrer fehlt. Mit ihren Kommilitoninnen Jeanette, Alexandra und Stefanie hat sie einige der in der Bibel beschriebenen Rituale ausprobiert. Haben die vier damit verhängnisvolle Kräfte gerufen, die sie nun nicht mehr los werden?!
Foto: Sat 1 / Arvid Uhlig
Das Mittelalter ist überall. „Blutsschwestern – jung, magisch, tödlich“ beginnt mit einer Sequenz, die auf eines der dunkelsten Kapitel der Kirchengeschichte anspielt. Der angebliche Pakt mit dem Teufel endet für eine junge Frau mit ihrer Verbrennung auf dem Scheiterhaufen. Wie sich später herausstellen wird, hat das Opfer, Judith von Ingolstadt, in der Nacht ihres Todes die magischen Rituale, mit denen sich die vier Girlies 2012 die Zeit vertreiben, in die alte Bibel gekritzelt; die Texte scheinen auf Milla gewartet zu haben… Der Okkult-Thriller setzt genregemäß auf Übernatürliches. Unheilvoll nimmt die Heldin Verbindung mit dem Mittelalter auf. Da flattert eines Nachts ein Rabe als Bote des Satans ins Schlafzimmer; da schwebt die schöne Studentin einen Meter über ihrem Bett wie einst Linda Blair in „Der Exorzist“; da kommt ein Geschichtsprofessor im Höllenfeuer um. Doch den zerstörerischen Kräften weiß die Heldin heilende entgegenzusetzen. System haben diese mittelalterlichen Botschaften des Schreckens im Film von Kai Meyer-Ricks nach dem Buch von Matthias Lehmann wenig. Auch der sehr reale Mythos Hexenverbrennung wird nicht reflektiert oder bewertet, sondern einfach nur „benutzt“ für die Geschichte. Den vier Ich-will-Spaß-Mädels zum Trotz hätte man sich den Subtext etwas geistreicher vorstellen können – stattdessen spielt der Film mit Oberflächenreizen und visuellen Effekten. Das aber macht er konsequent.
Foto: Sat 1 / Arvid Uhlig
Produzent Philip Schulze-Deyle über die Okkult-Optik:
„Eine der wichtigsten Fragen war die Visualisierung der Zauberkräfte und des Bösen. Das Glühen der Augen steigert sich im Film und symbolisiert die Zunahme Millas magischer Kräfte. Und das sprichwörtliche ‚Zusammenbrauen der dunklen Wolken’ bis hin zur düsteren, böse wabernden Masse steht für die Intensität der bösen Präsenz.“
„Blutsschwestern – jung, magisch, tödlich“ ist ein Post-Teenager-Mystery-Thriller auf der Höhe seiner Zeit. Jasmin Lord, die als „Sexiest German Soapstar“ Furore machte, reißt ihre schönen, großen Augen auf. Auch Sina Tkotsch, Kristina Dörfer und Paula Schramm müssen vor allem mit ihrem Frauen-Typ punkten, mit Aussehen, Jugend, Sinnlichkeit. Und was die Mittelalter-Sagas können, das dürfen auch die heutigen Abgesandten des Bösen: Nacktheit und ein bisschen Sex dürfen sein – nicht zuletzt auch deshalb, weil „Blutsschwestern“ auch von einer sexuellen Befreiung erzählt. Aus der Rühr-mich-nicht-an-Medizinstudentin wird eine „zaubermäßige Sex-Bestie“, die lustvoll ihre Hüften kreisen lässt. Schade, dass das effektvoll fotografierte, gut geschnittene & musikalisch top unterlegte TV-Movie sich so wenig um Genre-Mythologie und die Triebgeschichten hinter dem vordergründigen Treiben schert.