„Ein Kind, kein Mann, kein Geld und jede Menge Träume!“ Die Tagline im Presseheft zu „Blond bringt nix“ bringt es perfekt auf den Punkt. Drei grundverschiedene „Heldinnen“, drei ähnliche Schicksale. Da ist Lotti, die Tagesmutter, Mitte 50, abgeklärt, der kühle Kopf der Mädelsrunde. Da ist Elma, fast 40, die romantische Putze, mit der ständig ihre amouröse Phantasie durchgeht. Schließlich gibt es noch die 19-jährige Natalie, die sich nach außen cool gibt („Wenn keiner da ist, kann sich auch keiner verpissen“) und sich offenbar noch nicht nach Liebe sehnt. Die drei wohnen in einer Münchner Vorortsiedlung. Fast eine Art Weiber-Getto. Als sich dann doch mal ein männliches Wesen, nett und allein erziehend, hierhin verirrt, sind die Weibsbilder nicht mehr zu bremsen. Die eine schnappt sich den Kerl mal eben für einen Quickie im Treppenhaus, die andere kauft sich nach dem ersten (misslungenen) „Date“ gleich ein Brautkleid. Währenddessen wird in der Nachbarwohnung Marion Meierhans von ihrem Mann grün und blau geschlagen – bis Lotti sich das nicht länger anschauen mag.
Es geht um Frust und Verzweiflung, um Freundschaft und Frauensolidarität in dieser warmherzigen Tragikomödie von Isabel Kleefeld („Arnies Welt“). Der neue Nachbar bringt die bestehenden Beziehungen wieder in Schwung. Jakob, der Hahn im Korb, ist selbst nicht die Lösung – egal, ob eine den Retter sucht oder die heiße Nacht. Vielmehr wird er zur Projektionsfläche für die eigenen Ängste und Wünsche, für ein Leben, das gelebt sein will. Und auch seine Tochter hilft dem Glück ein bisschen auf die Sprünge: Lotti hat keinen Kontakt mehr zu ihrer Tochter, die bei ihrem Vater aufgewachsen ist. Umgekehrt weiß die erfahrene Frau, die sich die einsamen Abende mit geistigen Getränken versüßt, der grantigen Nachbarin nach der Geburt ihres vierten Kindes durch die postnatale Depression zu helfen.
Foto: BR / Meike Birck
Soundtrack: Jack Johnson („Good People“), Shaggy („Mr. Bombastic“), Tim Hardin („Hang on to a dream“), Peter Fox („Schüttel deinen Speck“), A Fine Fenzy („Almost Lover“), Classics IV („Spooky“), Julie London („Yummy, Yummy, Yummy“), Clueso („Gewinner“), Jan Delay („Für immer und dich“)
Die Wendung ins Hoffnungsvolle ist etwas, was der Film als Film braucht. Es ist nicht die künstlich auferlegte Harmoniesucht vieler Degeto-Produktionen, sondern das versöhnliche Moment entwickelt sich aus der Einsicht der Figuren. Für sie fand Isabel Kleefeld die perfekte Besetzung. Nicht nur Lotti in der Geschichte, auch Katrin Sass hält den Laden zusammen. Bemerkenswert auch die Kinder: sie müssen keine ausgemachten Problemkids spielen und doch sind ihre Rollen durchlässig für ihre Sorgen und Nöte, in denen sich ihre Lebenssituation spiegelt. Einziges (sehr schwer wiegendes) Manko des Films: seine Aufnahmetechnik. Man braucht mindestens eine halbe Stunde, bis man sich nicht mehr in einer Telenovela wähnt. Auch wenn Kleefeld mit allen Mitteln gegen die Flachheit der Bilder aninszeniert – mehr Dresen und Dogma, weniger „Lindenstraßen“-Look und Lollipop-Ästhetik hätte diesem Film (auch als Frauenfilm) gut getan. Am Ende hat man sich daran gewöhnt – und würde gern noch eine weitere Wegstrecke mit diesen tragikomischen Überlebenskünstlerinnen gehen.