Bloch ist diesmal auch ein Stück weit in politischer Mission unterwegs. Ausgebrannt von seinen stadtneurotischen Bagatellfällen, kommt ihm Frank Rode gerade recht. Der ehemalige Bundeswehrsoldat hat den Tod seines Freundes, der vor einem Jahr bei einem Einsatz in Afghanistan aus einem Hinterhalt heraus erschossen wurde, nicht verkraftet. Er tyrannisiert seine Familie und versetzt auch die Witwe des Freundes in Angst und Schrecken. Rode wendet sich ab von der Welt, verkriecht sich in seine Höhle ins Dachgeschoss seines Reihenhauses oder in ein Erdloch, das er sich im Wald gegraben hat.
Bloch stößt bei ihm auf Granit. Andere nutzen das offene Ohr des Psychologen bereitwilliger. Auch politische Gespräche muss Bloch führen. Der Sohn des Toten will plötzlich wie der Vater sein – und geht zur Bundeswehr. „Ich möchte die Entscheidung, ob ich in den Krieg ziehe, ob ich auf jemanden schieße oder jemanden töte, nicht den Politikern überlassen“, sagt Bloch. Der junge Mann sieht das anders. Bloch respektiert das: „Es ist eine durchdachte Meinung. Ich kann ihm nicht die Haltung wegtherapieren.“
Foto: WDR / Frank Dicks
Fünf Menschen, denen es nicht gut geht, davon einer eine tickende Zeitbombe. Da ist Bloch in seinem Element. Lebensabschnittspartnerin Clara hat ihn in die Kölner Wohnsiedlung geschickt, als Freund sollte er helfen, als Psychologe kriegt er alle Hände voll zu tun. Am Ende kommt er kaum noch ins eigene Heim. Und so gibt es wenig Entlastung für den Psychologen wie für den Zuschauer. Die Story um eine posttraumatische Störung ist konsequent bis an die Schmerzgrenze erzählt. Bedrückend die Sprachlosigkeit und die Ohnmacht in den Familien, gespenstisch die von Leid gezeichneten Gesichter. Die Neugier, ob es nicht vielleicht ein Erlebnis aus Afghanistan gibt, das Rode wohlweislich verdrängt, aber auch die Möglichkeit, dass es ein Jahr nach dem Schicksalsschlag noch einmal zu einem großen Knall kommen könnte, sind die (kaum merklichen) Triebkräfte der Geschichte.
Den direkten, emotionalen Antrieb liefern die Schauspieler. Das empathische Interesse an diesem geplagten Quartett ist groß, weil Jochen Nickel, Kirsten Block, Alice Dwyer, Tom Schilling, Naomi Krauss und Dieter Pfaff einen hineinziehen in diese Alptraumsituation und weil Regisseur Züli Aladag einen durchgängigen Erzählton findet. Eine klare Dramaturgie, nicht zu viele Dialoge, eine reduzierte Bildsprache, eine stimmige Ausstattung und eine Lichtästhetik, wie man sie im Fernsehen nicht alle Tage sieht, unterstützen die Gesamtwirkung des Films: sie machen „Tod eines Freundes“ nicht weniger anstrengend, dafür umso faszinierender. (Text-Stand: 16.9.2009)