Eines Abends steht die junge Muslima Dalia bei Bloch vor der Tür. Vor neun Jahren ist ihr Vater Basim mit ihr in seine Heimat, den Irak, geflüchtet. Ihre deutsche Mutter, die nicht zum Islam konvertieren wollte, war damals bei Bloch in Behandlung. Die Therapie nahm kein gutes Ende. Jetzt ist Dalia zum ersten Mal wieder in Deutschland. Bloch nimmt sie bei sich auf – in der Hoffnung, an ihr und ihrer Mutter etwas gut machen zu können. Die junge Frau ist noch immer tief verletzt. Offenbar fühlte sie sich die letzten Jahre von ihrer Mutter im Stich gelassen. So jedenfalls interpretiert Bloch die Situation. Und die Rückkehr nach Deutschland stehe für den Wunsch, sich mit der Mutter zu versöhnen. Das BKA sieht das anders. Dalia wurde in einer Moschee gesichtet, in der radikale Islamisten verkehren. Die Stadt befindet sich wegen einer bevorstehenden Anti-Terror-Konferenz in erhöhter Alarmbereitschaft.
Die erhoffte Familienzusammenführung erweist sich für den Psychologen Bloch als eine seiner bislang größten Herausforderungen. „Bloch ist und bleibt ein zutiefst rational denkender Mensch“, so Dieter Pfaff, „es fällt ihm schwer, religiöse Überzeugungen nachzuvollziehen.“ Der Zuschauer ist im neuen Psycho-Fall ohne Couch dem Therapeuten voraus. Das BKA ist nicht umsonst im Einsatz. Es bahnt sich etwas Gefährliches an. Ob mit oder ohne Dalia – das lässt sich anfangs nur erahnen. Was indes früh deutlich wird: Bloch ist keineswegs so souverän, wie es das schwergewichtige, selbstgewisse Auftreten des Helden nahe legt. Bloch und Autor Jürgen Werner kommen mit starken Bildern, mit versinnbildlichenden Metaphern, die alle darauf abzielen, dass der Familienkonflikt ein Familienkonflikt bleibt. Da ist die Schaukel im Garten, auf der die 17-Jährige sich wieder wie ein Kind fühlen soll. Da ist Blochs improvisierte Familienaufstellung auf einem Glastisch, die der Mutter ihr Dilemma zeigen soll: Sie will ihre Tochter zurück und gleichzeitig will sie es nicht, weil zu viel vom Vater in Dalia steckt. Bloch analysiert richtig. Und doch greifen seine Erklärungen zu kurz. „Inschallah“ von Thomas Jauch thematisiert die Grenzen der Psychotherapie. Am Ende muss Bloch in einem hoch bewegenden Showdown seine Schuld abtragen. In „Der Heiland“ war es ein christlicherer Eiferer, jetzt ist es der Islam, diese fremde Kultur, und ein mit humanistischen Werten nicht entschlüsselbarer Fanatismus, vor dem der Psychologe kapitulieren muss.
„Die westliche Welt hat noch immer keine adäquate Antwort auf die Bedrohung durch den islamistischen Terrorismus gefunden. Der Westen ist hilflos – wie Bloch“, betont Pfaff. Ein Film sollte da auch nicht mehr tun und nicht nach großen Antworten suchen. Das ist nicht leicht bei einem Thema, bei dem man sich „auf sehr dünnem Eis bewegt“ (Jauch) und wo der Zuschauer das Gesehene gnadenlos ideologisch hochrechnet. Vielleicht will „Inschallah“ ja zu viel, vielleicht erzählt der Film ja zu viele Problemlagen? Mutig ist er auf jeden Fall. „Mit Bomben löst man keine Probleme“, das ist für den Regisseur die Botschaft. Gut, dass der Film noch sehr viel mehr „kleine“ Botschaften besitzt – Botschaften über Psychoanalyse und Politik, über professionelle Blindheit, über die Kraft der Selbstkritik – und auch eine ästhetische Botschaft gibt der Film: von der 28-jährigen Aylin Tezel („Almanya“), die sehr eindrucksvoll die 17-jährige Dalia spielt, wird noch viel zu sehen und zu hören sein.