Bloch – Ein Fleck auf der Haut

Pfaff, Syniawa, Krumbiegel, Stephan Wagner. Menschen schweigen, der Körper spricht

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Foto Rainer Tittelbach

Keine andere TV-Figur in den 00er Jahren vermochte es, ihren Mitmenschen so nah zu kommen, und keiner Reihe gelang es, so tief in ihre Charaktere vorzudringen und Wahrheiten des Menschseins und der gesellschaftlichen wie psychologischen Realität offenzulegen. Auch in “Ein Fleck auf der Haut” stößt Bloch bei seinen Therapieversuchen auf tragische Ereignisse aus der Vergangenheit. Eine junge Frau verweigert die Nahrungsaufnahme. Die Großfamilie, die im Schwarzwald vorgestrig, streng und gottesgläubig lebt, verweigert jede Hilfe. Und während alle schweigen, spricht die Haut von Blochs Klientin: eine klaffende Phantomwunde wird auf einer alten Verbrennung sichtbar. Top auch die Machart: ruhig erzählt, konzentriert gespielt und Dialoge, die nicht unter der Last ihrer Bedeutung zusammenbrechen.

Nach vier Fällen ist Dr. Maximilian Bloch zum Psychotherapeuten unseres Vertrauens geworden. Das liegt nicht zuletzt an Dieter Pfaff, der gewohnt physisch präsent und mit Hang zur Melancholie jenen Mann, den die Frauen lieben, verkörpert. Keiner anderen TV-Reihenfigur – weder Bella Block noch Sperling, die andere große Pfaff-Figur – gelingt es, so nah an die Seelen seiner Mitmenschen zu gelangen wie diesem Psychologen, der seine Klienten nicht auf die Couch legt, sondern der im Leben die Lösungen für ihre psychischen Probleme sucht. Er legt die Wahrheit des Da-Seins offen und lotet die Tiefe des Leidens und der Liebe menschlich aus.

Auch in “Ein Fleck auf der Haut” stößt der Spezialist für Lebenskrisen aller Art bei seinen Therapieversuchen auf tragische Ereignisse aus der Vergangenheit. Eine junge Frau liegt im Krankenhaus, weil ihr Körper sich weigert, Nahrung aufzunehmen. Die Großfamilie, die im Schwarzwald vorgestrig, streng und gottesgläubig lebt, verweigert jede Hilfe. Es muss ein gut gehütetes Familiengeheimnis geben, ist sich Bloch sicher. Während alle schweigen, spricht die Haut seiner Klientin: eine klaffende Phantomwunde wird auf einer alten Verbrennung sichtbar.

Bloch – Ein Fleck auf der HautFoto: WDR / SWR
2024 wurden die 24 „Bloch“-Episoden auf One gezeigt. Aktuell sind sie gegen Bezahlung (5 Euro/Monat) auf ARD Plus zu sehen.

“Das sieht man an Ihren Augen, dass Sie eine Seele haben.” Wer so etwas zu Bloch sagt, der hat seine Aufmerksamkeit sicher. Bloch hilft nicht nur, weil er “ein zwanghafter Samariter” ist, wie ihm seine Lebensgefährtin vorhält, sondern weil er sich mit seiner Nächstenliebe selber therapiert. “Es heißt ja nicht, dass einer, zu dessen Leben es gehört, anderen Leuten zu helfen, in seinem eigenen Leben nicht auch Schwierigkeiten haben kann und widersprüchlich ist”, meint Pfaff. Sein Bloch genießt es, gebraucht zu werden. Mit seinen Frauen hat er massive Probleme; von seiner Ex kann er sich nicht lösen, der neuen sich nicht völlig öffnen. Helfersyndrom und Verdrängung des eigenen Privatlebens sind Motor seiner Umtriebigkeit. Egomanisch stürzt er sich in seine Arbeit – und doch weiß er, ohne seine Frauen ist er nichts.

“Ein Fleck auf der Haut” besticht wie alle Blochs zuvor durch seine entspannte Erzählweise. Die langen, intensiven Szenen von Peter Märthesheimer und Pea Fröhlich geben den Rhythmus vor, den Regisseur Stephan Wagner (“Dienstreise für eine Nacht”) – den Blick auf Pfaff gerichtet – kongenial filmisch weiterführt. Die Dialoge sind alles andere als beliebige Alltagssprache, sie brechen aber auch nie unter der Last irgendeiner Bedeutung zusammen. Mentalität des Helden und Tonlage der Geschichte wie ihrer Inszenierung verbinden sich somit zu einem stimmungsvollen Ganzen und sehr sehenswerten Film.

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Reihe

SWR

Mit Dieter Pfaff, Laura-Charlotte Syniawa, Ulrike Krumbiegel, Katharina Wackernagel, Adrian Topol, Jonathan Dümcke, Volkmar Kleinert, Lena Stolze

Kamera: Thomas Makosch

Schnitt: Susanne Heller

Musik: Irmin Schmidt

Produktionsfirma: Maran Film

Drehbuch: Peter Märthesheimer, Pea Fröhlich

Regie: Stephan Wagner

EA: 04.02.2004 20:15 Uhr | ARD

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