Nach vier Fällen ist Dr. Maximilian Bloch zum Psychotherapeuten unseres Vertrauens geworden. Das liegt nicht zuletzt an Dieter Pfaff, der gewohnt physisch präsent und mit Hang zur Melancholie jenen Mann, den die Frauen lieben, verkörpert. Keiner anderen TV-Reihenfigur – weder Bella Block noch Sperling, die andere große Pfaff-Figur – gelingt es, so nah an die Seelen seiner Mitmenschen zu gelangen wie diesem Psychologen, der seine Klienten nicht auf die Couch legt, sondern der im Leben die Lösungen für ihre psychischen Probleme sucht. Er legt die Wahrheit des Da-Seins offen und lotet die Tiefe des Leidens und der Liebe menschlich aus.
Auch in “Ein Fleck auf der Haut” stößt der Spezialist für Lebenskrisen aller Art bei seinen Therapieversuchen auf tragische Ereignisse aus der Vergangenheit. Eine junge Frau liegt im Krankenhaus, weil ihr Körper sich weigert, Nahrung aufzunehmen. Die Großfamilie, die im Schwarzwald vorgestrig, streng und gottesgläubig lebt, verweigert jede Hilfe. Es muss ein gut gehütetes Familiengeheimnis geben, ist sich Bloch sicher. Während alle schweigen, spricht die Haut seiner Klientin: eine klaffende Phantomwunde wird auf einer alten Verbrennung sichtbar.
“Das sieht man an Ihren Augen, dass Sie eine Seele haben.” Wer so etwas zu Bloch sagt, der hat seine Aufmerksamkeit sicher. Bloch hilft nicht nur, weil er “ein zwanghafter Samariter” ist, wie ihm seine Lebensgefährtin vorhält, sondern weil er sich mit seiner Nächstenliebe selber therapiert. “Es heißt ja nicht, dass einer, zu dessen Leben es gehört, anderen Leuten zu helfen, in seinem eigenen Leben nicht auch Schwierigkeiten haben kann und widersprüchlich ist”, meint Pfaff. Sein Bloch genießt es, gebraucht zu werden. Mit seinen Frauen hat er massive Probleme; von seiner Ex kann er sich nicht lösen, der neuen sich nicht völlig öffnen. Helfersyndrom und Verdrängung des eigenen Privatlebens sind Motor seiner Umtriebigkeit. Egomanisch stürzt er sich in seine Arbeit – und doch weiß er, ohne seine Frauen ist er nichts.
“Ein Fleck auf der Haut” besticht wie alle Blochs zuvor durch seine entspannte Erzählweise. Die langen, intensiven Szenen von Peter Märthesheimer und Pea Fröhlich geben den Rhythmus vor, den Regisseur Stephan Wagner (“Dienstreise für eine Nacht”) – den Blick auf Pfaff gerichtet – kongenial filmisch weiterführt. Die Dialoge sind alles andere als beliebige Alltagssprache, sie brechen aber auch nie unter der Last irgendeiner Bedeutung zusammen. Mentalität des Helden und Tonlage der Geschichte wie ihrer Inszenierung verbinden sich somit zu einem stimmungsvollen Ganzen und sehr sehenswerten Film.