Für die einen ist er ein Lebenskünstler, für die anderen eine gescheiterte Existenz. Auf jeden Fall ist der Münsteraner Privatdetektiv Georg Wilsberg alles andere als ein glatter, windschnittiger TV-Ermittler. Gespielt wird er bereits zum zweiten Mal von Leonard Lansink, nachdem Joachim Król ihn vor vier Jahren als ZDF-(Reihen-)Figur eingeführt hat. “Wilsberg und die Tote im See” ist ein augenzwinkernder Provinz-Krimi, mit hübschen Details, gut aufgelegten Schauspielern und ohne einer allzu ausgeklügelten Wer-war’s-Dramaturgie.
Es gibt Situationen, da will man gar nicht unbedingt wissen, wer jenes Hobby-Callgirl Eva auf dem Gewissen hat. Ist es vielleicht jener Bankdirektor Scheffler (Michael Greiling), ein Mann, der offensichtlich die Frauen liebt? Oder dessen doch nicht ganz so coole Gattin (Eva Kryll)? Oder ist es jener abgewirtschaftete Bauunternehmer Buchholz (August Schmölzer), der zu Beginn Wilsberg unter falschen Namen den Auftrag gab, die wenig später Ermordete im Liebesspiel mit dem werten Herrn Scheffler zu fotografieren? Alles riecht nach einer Erpressung – nur: warum musste die blonde Eva sterben?!
Georg Wilsberg kann sich Spannenderes vorstellen, als solchen Fragen nachzugehen. Er ist Antiquar und war mal Anwalt. Weil er aber einst mit nicht ganz legalen Mitteln gegen einen korrupten Polizisten vorging, wurde ihm die Zulassung entzogen. Wilsberg ist sehr direkt bei seinen Ermittlungen, und er nimmt keine Rücksicht auf die kleinstädtische Cliquenwirtschaft. Auch wenn die Münsteraner Kommissarin Springer (Rita Russek) es nicht zugibt: sie schätzt Wilsbergs Arbeit. Grimme-Preisträger Lansink (“Nur für eine Nacht”) ist mit seinem bärig-brummigen Rollen-Image die Idealbesetzung für diesen Loser, der zwischenzeitlich zum Winner wird, bevor er wieder im Kleinklein seines chaotischen Alltags versinkt.
“Ein Krimi der ärgerlichen Art”, hieß es noch zum Auftakt der Krimi-Reihe, frei nach den Detektiv-Romanen von Jürgen Kehrer, in einer Kritik. Król war der Wilsberg von der traurigen Gestalt, “mit seinem durchtriebenden Kindergesicht”. Lansink ist männlicher, kantiger, aber auch knuffiger, “ein As im Ärmel”, lautete der Tenor nach dem zweiten Fall im letzten Frühjahr. “Unnachahmlich seine feine (Selbst-)Ironie, dieser schalkhafte Dulderblick und die elefantöse Unbeirrbarkeit”, schrieb die Süddeutsche. “Feinstimmig lokalkoloriert”, dafür allerdings “die Spannung mit dem Holzhammer erzeugt”, urteilte Die Welt.
Die Negativ-Kritik trifft durchaus auch auf den neuen “Wilsberg” von Dennis Satin (“Nur aus Liebe”) zu. Die Atmosphäre aber stimmt. Sie wird getragen vom Blues, der typischen Stimmungslage des Helden. Entsprechend ironisch verspielt ist der Umgangston zwischen dem stets etwas genervten Privatdetektiv und seinem Busenfreund Manni (ulkig: Heinrich Schafmeister) und auch Tanja (goldig: Marie Zielcke), dem netten Girlie von nebenan.