Aufregung rund um die Hallig Nordersand. Ein Katamaran verschwindet spurlos, dann treibt ein Kutter führerlos auf dem Meer, die Besatzung tot. Stunden später hat auch ihn das Meer verschluckt. Zeitgleich spült es eine Unmenge toter Fische und Vögel ans Land. „Der Schlund öffnet sich und die Schlange hebt sich empor und wird nicht nur Schiffe fressen, sondern ganze Inseln verschlingen“, zitiert eine Legendenforscherin die überlieferte Weissagung vom „Hexenloch“. Ihr Ex, Macho-Pilot Tom, und die geschasste Marketing-Tussi Marie halten sich lieber an Handfesteres. Bei ihren Ermittlungen stoßen sie auf die problematische CO2-Verpressung in leer gepumpte Gasfelder in der Nordsee. Für Toms Ziehtochter, die Geologin Sara, die sich auf der unglückseligen Bohrplattform eingeschleust hat, und ihre Öko-Aktivisten-Freunde ist ein Mega-Blowout absehbar, da das Kohlenstoffdioxid in ein gigantisches Methanfeld gepumpt werden soll. Doch die Führungsriege des Energieriesen Global Senergy verschließt die Ohren und hetzt den aufrechten Kämpfern für die Rettung der Nordsee ihre Killer auf die Fersen. Schließlich kommt es zur unheilvollen Sequestrierung. Die Zeit ist knapp, und die Luft wird merklich dünner. Wird die Hallig Nordersand untergehen?
„Bermuda-Dreieck Nordsee“ ist der Versuch eines 140-minütigen Action-Spektakels, das mehr mit Botschaft als mit ausgeklügelten Spannungsbögen emotional punkten will. Telegen hetzt das mit Hannes Jaenicke und Bettina Zimmermann besetzte ungleiche Paar durch die Nordseeszenerie und die computeranimierte Spielzeugwelt aus schlecht geerdeten Windparks, Alptraumschiff und monströser Bohrplattform. Mal mit Motorrad und Heli, mal mit Luftkissenboot und Stöckelschuhen gehen die Hilfs- und Befreiungsaktionen vonstatten. Das sieht gut aus, aber mehr ist nicht dahinter. Die Story bemüht alle erdenklichen Klischees und mischt ein bisschen „Titanic“ in die letzte dreiviertel Stunde. Die Vielzahl der Schauplätze ist gut für Tempo und Montage – dafür geht dann schon mal die Logik eines Anschlusses verloren. Und gut auch, dass die Security-Männer keine James-Bond-Killer sind und die letzte Konsequenz in ihren Aktionen vermissen lassen. Schwach die emotionalen Strategien der Erzählung: da „erwischt“ es eine Figur, die lebend nur zwei, drei Situationen hatte, die künstlichen Geigen schwellen an, die Protagonisten schauen ergriffen, die Geräusche im On werden aus der Szene herausgewaschen, so wie auch das reale Leid im Film nicht vorkommt. Stattdessen wird viel künstliche Drama-Soße ausgeschüttet. Viel Tamtam und null Substanz.
Bei einem solchen Film, in dem ein Naturbursche, eine Handy-gestählte Großstädterin, ein umtriebiges Geologen-Girlie und eine mythengeschwängerte Esoterikerin es „denen da oben“ mal so richtig zeigen dürfen, erwartet man keine ausgeklügelte Dramaturgie. Da muss die autoritäre Erziehungsmethode à la „Wer nicht hören will, muss fühlen“ ausreichen, um dem Zuschauer nach viel Geblubber und gasigen Druckwellen ein wohliges Happy End zu bescheren. Doch im Zuge der neuen Ökologie-Welle vergreift sich „Bermuda-Dreieck Nordsee“ am Ende gewaltig im Ton. Weil der Film keine Geschichte erzählt, weil er keine Charaktere aus Fleisch und Blut zeigt, genügt kein Happy End der Helden, nein, es muss ein Appell an „die“ Menschen, an die Menschheit, gerichtet werden. Einen solchen Kitsch mit Trauerflor, Bilder, die aussehen wie ein (Parteien-)Werbefilm kurz vor der Parodie, haben Greenpeace & Co nicht verdient. „Jetzt ist es an uns zu beweisen: Wir haben unsere Lektion gelernt. Wir wollen uns ändern. Damit das Leben weitergehen kann… damit unsere Kinder noch eine Zukunft haben.“ Dieser Schluss ist ein Fall fürs Bermuda-Dreieck Nordsee!