Ein Sechsjähriger wird von seiner Mutter als vermisst gemeldet. Bei der Polizei gibt sie zu Protokoll, dass sie von einem Mann sexuell bedrängt wurde. Ihr Sohn sei offenbar Zeuge der Situation gewesen. Wenig später wird der Junge tot in einem Zugabteil aufgefunden. Die Mutter steht unter Schock und wird ins Krankenhaus eingeliefert. Den Ehemann, der von einer Geschäftsreise zurückkommt, trifft der Tod seines Sohnes wie ein Schlag aus heiterem Himmel. Hintergrund für den Mord könnte ein Familienstreit sein, in den die Mutter des Jungen, ihre Schwester und ihre Ehemänner unheilvoll verstrickt sind. Tante und Onkel des ermordeten Jungen stehen existenziell am Abgrund, doch die Gegenpartei will das gemeinsam geerbte Haus nicht verkaufen. War vielleicht der Onkel der „aufdringliche“ Mann? Aber ist es denkbar, dass er seinen sechsjährigen Neffen niederschlägt und anschließend erstickt? Bella Block geht der Fall sichtlich an die Nieren. Sie schläft wenig, trinkt viel und schweigt. Ihr Partner Simon will sie vor sich selbst schützen. Doch sie will sich nicht „helfen“ lassen.
„Bella Block – Am Ende der Lüge“ ist ein schwerblütiger, auf das menschliche Drama konzentrierter Krimi, ein getragenes Kammerspiel, bei dem den Zuschauer recht früh eine Ahnung beschleicht, die der inneren Spannung des Films aber keinen Abbruch tut. Wie ein Leichentuch legt sich die Inszenierung, legen sich Bildästhetik und Ausstattung (BB: „sieht fast aus wie bei meiner Mutter“) über die Handlung. Mit Mut zur Langsamkeit werden die Situationen des emotionalen Kindsmord-Falls ausgespielt – wodurch sich ein extrem hoher Empathiefaktor beim Zuschauer ergibt. Alles wirkt gedämpft in dieser neunten Episode der ZDF-Reihe. Allein die Figuren verlieren mitunter die Nerven, fahren aus der Haut, schreien oder ergehen sich in Anflügen von Wahnsinn. Und doch kann man nicht in sie hinein sehen. Das Spiel von Bernhard Schütz, Antje Westermann, Alexander Hörbe und Anneke Kim Sarnau deutet Tragik an und hält die Waage zwischen Lüge und Wahrheit. Und Bella Block schaut wie immer sehr genau hin. „Sich vor neugierigen Blicken zu schützen, ist einfach. Man zieht die Vorhänge zu. Aber was passiert innen drinnen im Haus?!“ (Text-Stand: 7.5.2012)