“Hallo, Papa!”, ruft ein aufgewecktes Kerlchen vom Fußballfeld in Richtung Tribüne. Zwei Männer winken ihm begeistert zu. Tom lebt in einer etwas anderen Familie. Er hat zwei Papas, ein schwules Paar. Beide haben den heute 11-Jährigen vor sechs Jahren adoptiert. Sie sind glücklich. Vor allem der Junge fühlt sich wohl. Doch plötzlich taucht die Mutter von Tom auf, die sechs Jahre unschuldig im indischen Gefängnis saß. Sie habe die schwere Zeit nur mit ihrem Sohn im Herzen überstehen können, sagt sie. Nun sehnt sie sich danach, wieder mit ihm zu leben. Sie will die Adoption anfechten und beantragt das Sorgerecht.
“Aus Liebe zu Tom” begibt sich nicht in die Kampfzone der TV-Movies der ersten Stunde, in dem herzlose Eltern mit harten Bandagen um ihre Kleinen stritten, sondern eher aufs tränenbenetzte Feld politisch korrekter Gefühle. Die beiden homosexuellen “Väter” verhalten sich vorbildlich, selbst dann noch, nachdem der Anwalt der Mutter alle populistischen Register – teilweise auch unter der Gürtellinie – gezogen hat. Und auch die Mutter kann die beiden Männer verstehen. Sie will deren Homosexualität im Prozess nicht thematisieren.
Auch vom Pathos, mit dem in den Klassikern des schwulen Liebesfilms wie Wolfgang Petersens “Die Konsequenz” oder Rosa von Praunheims “Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Gesellschaft, in der er lebt” beispielsweise Kussszenen inszeniert wurden, ist Juliane Hohls Film meilenweit entfernt. Harald Krassnitzer spielt seinen Schwulen genau so selbstverständlich und leise wie Katja Studt die leidgeplagte junge Mutter. Leicht gefallen ist das dem Ex-”Bergdoktor“ nicht. “Ich habe mich gefragt, wie funktioniert eine homoerotische Berührung oder Liebesszene, wie guckt man sich an, wie küsst man sich?”, so Krassnitzer. “Aus Liebe zu Tom” ist ganz auf der Höhe der Zeit. “Genau so muss man das Thema aufarbeiten”, findet der Hauptdarsteller. “Nachdem man Schwulen die Ehe ermöglicht hat, sollte man ihnen auch das Recht zur Adoption geben.”
Dennoch: am Ende kann man sich schon fragen, ob dieses ausgewogene Drama aus der doppelten Perspektive nicht doch nur ein ziemliches konstruiertes Rührstück ist, eine jener Was-wäre-wenn-Geschichten, die die kommerziellen Sender so lieben. 90 Minuten liegen die Gefühle und Nerven der Figuren gehörig blank. Zur Belohnung aber wird es am Ende allen Recht gemacht. Ob der Zuschauer das als angenehme Utopie oder überzogene Harmoniesucht verstehen möchte, bleibt ihm überlassen.