Es war eine Schnapsidee. Aus einer Partylaune heraus verfolgte der als Macho ausgewiesene Heiner Lauterbach, mal einen Film über echte und falsche Schwule zu machen. „Die Idee entstand vor Jahren in einer Diskothek, als Mark verrückttuntig auf der Tanzfläche hüpfte“, erinnert er sich. Und weil dieser Mark, gemeint ist Mark Keller, ob seiner ziemlich überschaubaren schauspielerischen Möglichkeiten nicht gerade von Angeboten überhäuft wird, war der sofort Feuer und Flamme für das Projekt. „Eine Tunte spielen, das konnte ich mir schon vorstellen“, sagt Keller. „Aber bitte eine, die nicht schwul ist, denn Männer knutschen war noch nie so mein Ding.“ So beschränkt sich der Schauspieler in dem TV-Movie „Andersrum“, für das sich Pro Sieben erwärmen konnte, allein auf das Als ob, tänzelt durch die Gegend und schwuchtelt hart an der Peinlichkeitsschwelle. Nur einmal gibt es Körperkontakt zwischen den Männern. Ein Versehen. Und Lauterbachs Macho tobt. „Ich bring dich um, wenn du mich angerührt hast.“ So ist das mit den Schnapsideen!
Der Film erzählt von zwei sehr unterschiedlichen Männer: der eine, ein Autor und Bilderbuchmacho, der Gefühle haben mag, aber sie nur in seinen Trivialromanen heraus lässt; der andere, ein lieber, mittlerweile 35-jähriger Junge, der noch immer nicht vom Elternhaus abgenabelt ist, in einer Parfümerie arbeitet und noch nie Sex hatte. Das Dumme: alle halten ihn für schwul. Wie sollte man auch etwas anderes denken? Schließlich verhält sich jener Heinrich in allem so, wie es in der Regel nur Homosexuelle tun. Er parfümiert sich, seine Lieblingsfarbe ist Rosa und alles ist irgendwie „eideidei“. Der Grund: Heinrich war ein Findelkind und wurde von einem schwulen Paar liebevoll groß gezogen. Gefühle hegt er eindeutig für das weibliche Geschlecht. Besonders die Französin Louise hat es im angetan. Die sieht in ihm allerdings nur ihre „beste Freundin“. Also muss Vorzeigemacho Toni ran. Der will aus dem Weichei einen „richtigen Mann“ machen und dabei verändert er sich gleich mit.
Trotz der prominenten Namen, Lauterbach und Keller, Heinz Hoenig, Rolf Zacher und Sandra Speichert, war es nicht leicht, den Stoff an die Produzenten zu bringen. Zufällig wie die Filmidee entstand, so landete der Film dann auch bei Pro Sieben. Alles eine Frage der richtigen Stimmung und des richtigen Lokals. Der damalige Geschäftsführer von Pro Sieben saß eines schönen Drehtages am Nebentisch, hörte von der Story und kaufte den Film. Zwei als Macho-Männer bekannte Schauspieler in einer Schwulen-Komödie – wenn das nicht publicityträchtig ist?! Und dann haben beide auch noch offiziell Regie geführt. Schließlich müssen sich nur noch die Homo- und Lesbenvereinigungen zu Wort melden, dann hätte Pro Sieben für seinen Film die beste Reklame. Was die Schwulen angeht, da erwartet Lauterbach keine Proteste: „Für mich ist es ein absolut prohomosexueller Film.“
Foto: Pro Sieben