„Wer nicht das Kreuz auf sich nimmt, ist meiner nicht wert.“ Seine Bibel kennt er, der Serienmörder in Holger Barthels Sat-1-Thriller „Amor – Todesspiel aus Liebe“. Die ermittelnde junge Staatsanwältin scheint offenbar das Objekt seines Begehrens zu sein. Er durchbohrt die Herzen seiner weiblichen Opfer, dem römischen Liebesgott gleich, mit Pfeilen und inszeniert die Leichen wie Gekreuzigte. Ein perverses, parareligiöses Spiel zwischen „Amor“ und Heldin Daniela (Katja Weitzenböck) beginnt. Immer wieder gibt der Serienkiller Zeichen: „Glaube, Liebe, Hoffnung“ – die Staatsdienerin soll mit ihm den Leidensweg Christi neu beschreiten. Er versucht, ihr für weitere Morde eine Mitschuld zu geben. Via Internet nimmt er Kontakt mit ihr auf. Aber auch ein Fitnesspark, in dem Bogenschießkurse stattfinden und Männer mit zuviel Geld auf vielfältige Weise erlöst werden, spielt eine Rolle in dem dubiosen Todesspiel.
Katja Weitzenböck verkörpert die Staatsanwältin unter Psycho-Druck. Als karrieregeile Blonde mit prallem Terminkalender wird sie vorgestellt. Doch „Amor“ lässt die Fassade bröckeln. Ihre Ehe ist eine Farce, ihre Lebensplanung nicht allzu perfekt, perfekt ist nur die Verdrängung. „Amor erkennt die dunkle Seite Danielas“, sagt Weitzenböck. Er will sie weichkochen, verrät ihr, dass ihr Gatte sie mit einem Callgirl betrügt. Die zweite Hauptfigur des Sat-1-Movies ist Hauptkommissar Beck, ein Dirty Harry der ebenso zupackenden wie liebenswerten Art. Seine Sprüche haben es in sich: „Typen wie dich schlürf‘ ich zum Frühstück.“ Der österreichische Charakterdarsteller August Schmölzer spielt ihn mit sympathischer Wucht: „Er ist glasklar, handelt knallhart und hat trotzdem ein Riesenherz, Feingefühl und Humor.“
Auf dem Weg zum einfallslosen Showdown muss die Heldin erneut im Internet Farbe bekennen, hat der Autor noch einige Male in der Bibel geblättert und – er präsentiert dem Zuschauer die üblichen drei Verdächtigen. Die haben bisher ja noch immer gereicht für einen durchschnittlichen TV-Thriller, muss sich de Berger gedacht haben. (Text-Stand: 1999)