Eine Fahrt von Berlin nach Oslo wird für die 85-jährige Elisabeth Ludwig zu einer Reise in die Vergangenheit. Auslöser ist der Fund eines deutschen U-Boots, das im Februar 1945 vor der Küste Norwegens von den Briten versenkt wurde. Die alte Dame fährt mit dem Taxi gen Norden, am Steuer ihre Enkelin Kati. Sie will anfangs nichts wissen von der Großmutter und ihrer Geschichte. Und so erinnert Elisabeth im Stillen, für sich die letzten Kriegswochen… Sie hatte sich in der Widerstandsbewegung engagiert. Flugblätter, Aufrufe, kleine Aktionen – bis sie den Arzt und britischen Spion Robert kennenlernt. Über den gemeinsamen Wunsch, den Krieg beenden zu wollen, finden sie zueinander. Robert drängt Elisabeth dazu, die damals alle Ellen nannten, einen deutschen U-Boot-Kapitän auszuspionieren. Sie hat Gewissensbisse, jenen Hans Mertens und seine Besatzung ans Messer zu liefern. „Er ist kein Nazi, er ist einfach ein guter Mensch“, sagt sie Robert. Der will das nicht hören. Der will nur, dass dieser Wahnsinnskrieg so schnell wie möglich zu Ende ist. Ellen ist hin- und hergerissen zwischen politischer Vernunft, ihrem Gewissen, ihren Gefühlen…. Auf der Fähre und an der Küste Norwegens, wo Elisabeth einst unvergessene Stunden verbrachte, ist die Enkelin dann doch ganz Ohr für die Geschichten ihrer Großmutter, die schließlich ein Familiengeheimnis lüftet.
„Wir tun nicht mehr so, als wäre es ein ernsthafter historischer Film, sondern wir bekennen uns dazu, in erster Linie eine spannende Geschichte erzählen zu wollen, wir erheben nicht den Anspruch, etwas über den deutschen Widerstand zu erzählen.“ Das sagt Sat-1-Fiction-Chef Joachim Kosak. Es ist der entscheidende Punkt für die Beurteilung des Event-Movies „Am Ende die Hoffnung“. Der 110-Minüter ist unverkennbar ein Melodram vor historischer Kulisse, ausschnitthaft und subjektiv aus der Perspektive der Heldin erzählt. Der Krieg wird als ein die Gefühle verstärkender Resonanzboden für die Liebesgeschichte eingesetzt. Wer mit dieser uralten Hollywood-Strategie auch in einer deutschen Fernsehproduktion, 66 Jahre nach Kriegsende, leben kann – der kann kaum etwas Schlechtes über diesen (politisch blauäugigen) Film von Thorsten Näter nach dem Drehbuch von Annette Hess („Weißensee“) sagen. Es ist dramaturgisch clever, wie die Jetztzeit mit der Vergangenheit verbunden wird. „Ich bin nicht an Geschichte interessiert“, raunzt die Enkelin als Sat-1-Sprachrohr und soll damit die jüngeren Zuschauer „abholen“. Das spielt Marie Zielcke mehr als einen Tick zu zickig. Aber wie die große Rosemarie Fendel allein mit ihrem Gesicht die Erinnerungen emotional spürbar macht – das ist überaus beeindruckend. Und als sich dann das coole Girlie gefangen hat, kann ihm die alte Dame von ihrer Liebe und ihrer „Schuld“ erzählen. Auch das ist ein guter dramaturgischer Kniff: so müssen sich anno 1944 die Figuren des tragischen Dreiecks nicht übermäßig deutlich erklären, so können auch die Liebesbeweise relativ leise geführt werden. Elisabeth kommentiert ihr Verhalten von einst retrospektiv – aus der Sicht einer alten Frau.
Yvonne Catterfeld hat schon mehrfach bewiesen, dass sie sich zu einer sehr soliden Schauspielerin entwickelt hat. Als gefühlsbetonte Kurzzeit-Spionin Ellen macht sie sich in diesem Melodram ausnehmend gut. Auch Max von Pufendorf und Stephan Luca erfüllen im Rahmen der stark elliptischen Splitter-Dramaturgie mit den zahlreichen Zwei-Personen-Szenen ihre Charaktere überzeugend mit Leben. In „Am Ende die Hoffnung“ lebt die durch viele Event-Mehrteiler desavouierte Dreiecksgeschichte in wirkungsvoll variierter Form wieder neu auf. Aber auch in dieser Geschichte obsiegt die Liebe über die Vernunft. Von romantischer (!) Liebe und Krieg gleichberechtigt zu erzählen ist unmöglich. Sich bei diesem Stoff für ein Melo als Erzählform zu entscheiden, war deshalb die richtige Wahl. (Text-Stand: 17.9.2011)