Anouk, Ende 30, ist Übersetzerin. Sie ist klug, schön, weltgewandt und sie würde am liebsten ihre eigenen Romane schreiben. Heiner, 46, ist Architekt. Er träumt davon, Gebäuden Seele einzuhauchen. Seinen Erfolg hat er vor allem seiner Frau zu verdanken. Auch Anouk ist verheiratet, ihr Mann lässt ihr trotz zweier Kinder genug Freiraum für ihre Arbeit. Von außen betrachtet leben beide in perfekten Beziehungen. Doch etwas fehlt ihnen. Sonst würden sie sich nicht so schnell aufeinander einlassen. Heiner rettet Anouk das Leben, sie küssen sich und trennen sich, um sich wenige Tage später wieder zu sehen – zwei sich fast Fremde, die sich in wenigen Stunden so nahe kommen, dass sie sich vorstellen könnten, miteinander zu leben. Oder gehört das zu ihrem sehnsuchtsvoll-zärtlichen Spiel, zu der Illusion von Liebe?
Ein Mann, eine Frau, ein Hotelzimmer, eine Nacht. „Zwischen heute und morgen“ ist die erste Regiearbeit des renommierten Drehbuchautors Fred Breinersdorfer („Sophie Scholl“). Nach dem Roman „Eden Plaza“ von Dagmar Leupold erzählt der ehemalige Rechtsanwalt eine französisch angehauchte amour fou als leises, entspanntes Kammerspiel – jenseits von Paragraphen und der gesellschaftspolitischen Relevanz, die die meisten seiner bisherigen Drehbücher auszeichnen. Zwei Menschen begegnen sich. Sie öffnen sich, sprechen über die Liebe, über ihre Ehen, über das Älterwerden. Sie sehen sich an, sie wollen sich. Sie lieben sich leidenschaftlich, immer wieder, und sie träumen von einer gemeinsamen Zukunft.
Foto: SWR
Ein solches Zwei-Personen-Stück zu machen ist mutig. Existenzialistisch angehauchte Liebesgeschichten dieser Art kennt man aus dem französischen Kino. Die Messlatte hängt also hoch. Außerdem sind viele Zuschauer allzu schnell peinlich berührt, wenn in Filmen sehr direkt Gefühle verhandelt werden. Auch wenn man diese ewige Geschichte schon sehr viel besser gesehen hat, so entwickelt dieses karge, von Rudolf Blahacek klar und ruhig fotografierte und von Till Brönner jazzig untermalte Kammerspiel doch einen gewissen Reiz.
Jurist Breinersdorfer tut gut daran, es beim Drama zu belassen, dem Drama über die Vergänglichkeit von Gefühlen, über Liebe, Sehnsucht, Vernunft, und die Situationen jener Nacht zu „versachlichen“ und sich nicht melodramatisch in die Erzählung seiner beiden Hauptfiguren einzumischen. So ist man als Zuschauer zwar nicht allzu berührt – aber auch nicht peinlich berührt. Die Selbstverständlichkeit, mit der Gesine Cukrowski nackt spielt, weist in dieselbe Richtung: Nacktheit wird nicht als erotischer oder sexualisierter Kick eingesetzt. Sind auch einige Dialoge etwas bedeutungsschwanger, Lohmeyers Spiel etwas schwermütig, so ist „Zwischen heute und morgen“ doch angenehm unschwülstig geraten.