“Teer, andere Leute machen daraus Parkplätze, aber du frisst das in dich hinein. Bitte, meinetwegen kannst du deine Lunge asphaltieren. Nur schone bitte meine Schleimhäute!” Das war deutlich. Die besserwisserische bessere Hälfte bei ihrer Lieblingsbeschäftigung: den werten Gatten klein machen. Als die Vorwurfs-Arie vom Rauchen auf Thomas Wünsches Hobby übergeht und er seine geliebten Blumenbilder auf dem Müll wiederfindet, brennen bei dem Rentner die Sicherungen durch. Ein kleiner Schubs beim Reinigen der Dachrinne – und schon ist die keifende Ehefrau weg, weg vom Balkon und weg aus Wünsches Leben.
Wie man den “geliebten” Ehepartner los wird – das war schon immer ein beliebtes Sujet in Krimis. In “Zweikampf” ist es ganz einfach. Ein leichtes Rütteln an der Leiter – und schon sieht das Leben des Helden ganz anders aus. In dem Fernsehfilm von Gert Steinheimer ist es weniger der perfekte Mord als vielmehr der perfekte Mörder, ein unbescholtener Rentner, der ihn über jeden Verdacht erhaben macht. Wer kommt schon auf die Idee, dass ein Reihenhaus-Spießer seine Ehefrau ins Jenseits befördern könnte. “Tod durch Sauberkeit”, witzelt der zuständige Polizist und schließt die Akten. Doch da ist noch der pensionierte Kripo-Beamte Otto Konrad. In seinem Beruf war er ein Kämpfer für Recht und Ordnung, ein scharfer Hund. Auch jetzt verbeißt er sich – und er weiß, Wünsche ist ein Mörder. Und was für einer: weil ihm die Nachbarn auf die Nerven gehen, wird der kleine Mann zum Massenmörder.
Steinheimers schwarzhumoriger Fernsehfilm ist ein Remake seines preisgekrönten Debütfilms von 1986. Er wollte es machen wie “ein Märchenerzähler, der auf einen neuen Marktplatz geht und sagt, ich habe eine gute Story, hier ist ein gutes Publikum, dem erzähle ich die Geschichte noch einmal neu”, so Steinheimer. “Ich habe das Holzschnittartige des Debütfilms herausgenommen und die Figuren unserem Zeitgeschmack der realistischen Figuren angepasst.“ Dem Zeitgeist aber wollte er dabei nicht auf den Leim gehen. Steinheimer: “Eine Geschichte, die so skurril ist und so viele extreme Situationen enthält, sollte sehr gerade erzählt werden und nicht etwa in schrägen Kameraeinstellungen und hohen Schnitttempo.”
Das fintenreiche Duell zweier reifer Herren zeigt dem Zuschauer etwas von der Lust an der Aggression. “Nach dem ersten Film waren Zuschauer erschrocken über sich selbst, weil sie einem Mörder die Daumen gehalten haben”, erinnert sich der Regisseur, der am liebsten auch sein eigener Autor ist. Dieses Erstaunen über die eigenen Gedanken sei die Absicht der Geschichte. Es ist eine Tonlage, die leider viel zu selten im Fernsehen angeschlagen wird. “Die Sender schrecken vor diesem Genre eher zurück.” Schade. (Text-Stand: 3.7.2002)