Über 20 Jahre hat Anna Wagner mit ihrem Vater keinen Kontakt mehr gehabt. Jetzt ist er tot. Für sie ist er angeblich nicht mehr als „einfach nur ein alter, toter Mann“. Die Umwelt-Aktivistin glaubt, dass es wichtigere Dinge im Leben gibt, als dem Mann, der sie einst unschön aus dem Haus geworfen hat und dem seine Mastschweinzucht sein Leben bedeuteten, eine Träne nachzuweinen. Dennoch muss Anna, um den Nachlass zu regeln, in ihre alte Heimat fahren, das verhasste Hückeskirchen. „Ein schlimmer Pedant, ein Rechthaber, aber auch ein feiner Kerl“, würdigt die Bürgermeisterin Bea Wesskamp den Toten. Dass da was dran ist, muss irgendwann auch die heimgekehrte Kämpferin für eine bessere, gerechtere Welt einsehen. Doch bis dahin muss sie sich noch so manches Grundsatzgefecht mit der einstigen besten Freundin Bea liefern. Redebedarf hat aber auch ihr aus Berlin nachgereister Lebenspartner Christian, der von Anna mehr Nähe und weniger Aktionismus einfordert.
„Zwei mitten im Leben“ ist ein Schauspieler-Vehihel, dass sich auf ein (Heimkehr-)Szenario und eine Dramaturgie verlässt, die gegen jegliche Überraschung immun sind. Natürlich kann Mariele Millowitsch nicht 90 Minuten lang als diese offenbar innerlich so aufgeräumte, unnahbare Aktivistin durch den Film gehen. Natürlich muss sie ihren weichen Kern zeigen und am Ende geläutert sein. Natürlich muss der Gegensatz zwischen den konträren Positionen der ehemaligen Freundinnen leidlich ausgeweidet werden, nur leider fällt den Sat-1-erprobten Autorinnen Regine Bielefeldt und Annette Simon nicht viel Intelligentes ein zum Thema Lebensplan: Veränderung oder Bewahrung, Flexibilität oder Verrat, die eigenen Ideale und die Verschiebung der gesellschaftlichen Parameter – es gibt kaum etwas Spannenderes für einen Fernsehfilm, insbesondere bei solchen präsenten Figuren und dieser prominenten Besetzung. Die Themen werden hier aber leider nur als Bausteine der Dramaturgie gesehen. Das ist schade. Was inhaltlich dünn bleibt, gelingt allerdings formal: Das Happy End ist eine gelungene Verschmelzung von zeitlosen Idealen und Werten wie Solidarität und Freundschaft und einem harmonischen Miteinander von dörflicher Identität und bewohnerfreundlicher Infrastruktur.
Weil alles so erwartungsgemäß abläuft, die Hauptfigur sich so unangenehm überzogen „wurschtig“ gibt und die Klischees der Handlung und der Moral (Wer sich sozial engagiert, hat keine Zeit vor der eigenen Tür zu kehren) sich so deutlich preisgeben, braucht die ZDF-Komödie von Peter Gersina fast die Hälfte der Spielzeit, bis sie etwas in Fahrt kommt. Da schimmern dann so ein bisschen wenigstens die verschiedenen Lebenskonzepte der beiden so unterschiedlichen Freundinnen durch. Auch wenn das alles übertrieben ausgewogen und zutiefst harmlos ist, die Situationen, in denen sich die beiden Frauen – sei es im Streit oder in Harmonie – nahekommen, sind die Szenen mit dem höchstem Lust- und Emotionsfaktor. Den anderen beleidigen, gemeinsam saufen, leidenschaftlich diskutieren, herzhaft kiffen – vier, fünf solcher Szenen mit zwei Top-Schauspielerinnen wie Millowitsch und Gastdorf entschädigen schon für so einiges. „Zwei mitten im Leben“ bleibt dennoch eine dramaturgische Hängepartie & eine etwas laute, routiniert heruntergekurbelte Auf-Nummer-sicher-Komödie mit viel Hin & Her und wenig Liebe zum Detail.