Es gibt nicht mehr viele Anlässe und Möglichkeiten, arm und reich plausibel aufeinander treffen zu lassen; die Klassenschranken sind längst zu unüberwindbaren Barrieren geworden. Für diese harmlos-heitere Sat-1-Komödie muss deshalb ein Schiffbruch herhalten, um den vermögenden Investmentbanker Hubertus von Zangenheim und den von der Pleite bedrohten Berliner KfZ-Mechaniker Franky Kowalski buchstäblich im selben Boot zu platzieren: Nach einem feuchtfröhlichen Trip mit einer Yacht landen die beiden jeweils samt Frau und Teenager-Nachwuchs auf einem idyllischen, aber gottverlassenen Eiland in der Nähe von Mauritius. Umgehend entbrennt ein Klassenkampf, aber wenn die beiden Familien überleben wollen, müssen sie sich zusammenraufen. Das gilt vor allem für den arroganten Aristokraten, denn der Proletarier ist den Herausforderungen selbstredend viel besser gewachsen.
Soundtrack: Watsky („Dent in the Moon“ / „Strong as an Oak“ / „Moral of the Story“ / „Sloopy Seconds“), The Hollies („The Air that I Breathe“), Unit 4 plus 1 („Concrete & Clay“), Air („Ce Matin la“), Siri Svegler („Coming Up Roses“), Woodkid („Boat Song“ / „Stabat Mater“), Blue Swede („Hooked on a feeling“)
Foto: Sat 1
Die Entwicklung der Geschichte ist nicht besonders überraschend, zumal die Figuren den handelsüblichen Klischees entsprechen: Der Banker ist ein Schnösel, seine Frau ertränkt die Eintönigkeit ihres Alltags in Alkohol, die gemeinsame Tochter Chiara ist ein verzogenes pubertierendes Gör. Die Kowalskis kommen besser weg, auch wenn der ausgiebig tätowierte Franky zu übertriebener Eifersucht neigt, doch selbst das passt ja ins Bild. Sohn Jochen ist auf der Stelle hingerissen von der hübschen Chiara. Bloß Ehefrau Sandy passt nicht recht ins Bild: Sie ist zwar arm, aber nicht sexy; und doof schon mal gar nicht. Tatsächlich ist Valerie Niehaus die einzige aus dem Ensemble, die gegen die Erwartungen besetzt worden ist. Gerade im direkten Vergleich mit dem urwüchsigen Dirk Borchardt, für den dieser Franky Kowalski natürlich eine fabelhafte Rolle ist, klingt der Berliner Dialekt der gebürtigen Niedersächsin hörbar unecht. Heio von Stetten passt dagegen ausgezeichnet zu seiner Figur, und Nadesha Brennicke scheint die flatternde Aristokratengattin gar auf den Leib geschrieben. Die beiden Jugendlichen, Anna Lena Klenke („Fack ju Göhte“) und Sven Gielnik („Der Preis“), sind ebenfalls gut ausgewählt und geführt worden. Davon abgesehen setzt Regisseur Andi Niessner kaum Akzente; das gilt auch für die Bildgestaltung (immerhin Holly Fink).
Das Drehbuch von Timothy Tremper hat ebenfalls nur wenige Überraschungen zu bieten, zumal selbst der charakterliche Wandel der Figuren den Erwartungen entspricht. Dennoch ist „Zwei Familien auf der Palme“ – auch angesichts des überschaubaren Schauplatzes – erstaunlich abwechslungsreich. Das meiste Handlungspotenzial gewinnt die Geschichte naturgemäß dem Zwist zwischen den Familien ab, die als erstes eine Demarkationslinie im Strandsand ziehen. Der Fund zweier verschlossener Metallbehälter in einem vor Jahren im Dschungel abgestürzten Flugzeug vertieft das soziale Ungleichgewicht noch: Die Kiste von Hubertus steckt voller Banknoten, weshalb er Franky, der sich mit Weinflaschen begnügen muss, für dessen Dienstleistungen fortan fürstlich entlohnen kann. Immerhin hat der Rotwein maßgeblichen Anteil am allerdings etwas flott herbeigeführten guten Ende.