Zu schön um wahr zu sein

Postel, Sattmann, Peeters, Pietschmann. Klischees & Gemeinplätze mit leichter Hand

Foto: ZDF / Frank Dicks
Foto Rainer Tittelbach

Eine Frau, die nicht loslassen kann, eine Tochter, die vom Modeln träumt und dabei zusehen muss, wie sich ausgerechnet die eigene Mutter den Traumjob schnappt – und auch den erhofften Liebhaber. Klingt witziger, als die ZDF-Komödie „Zu schön um wahr zu sein“ am Ende ist. Plätscher-Drehbuch ohne Struktur & Pointierung, luftig inszeniert, Top-Besetzung.

„Leb dein Leben, ich komm’ schon klar.“ Von wegen. Barbara Köster ist plötzlich ganz allein im Haus. Nun ist auch noch Tochter Leonie ausgezogen. Was nicht heißt, dass Mutti weiterhin ein Auge hat auf die gerade erst volljährig gewordene Tochter. Als die angehende Medizinstudentin zu einem Foto-Shooting eingeladen wird, interveniert die resolute Besitzerin eines Blumenladens hinter ihrem Rücken – und wird dabei selbst als Model entdeckt. Alle sind begeistert von ihr. Es hagelt Anträge und Aufträge. Eine letzte Kampagne nimmt sie noch an – unter der Bedingung: die todunglückliche Leonie soll nun doch ihre Chance als Model bekommen. Dumm nur, dass sich das Mädchen in den smarten Fotografen verliebt hat, der derweil die Mutter anbaggert. Es ist eine Frage der Zeit, bis alles auffliegt. Wenigstens hat sich Barbara von den vielen Verehrern nicht den 13 Jahre jüngeren Fotografen ausgesucht.

Soundtrack: Eric Clapton („Knockin’ on heaven’s door“ & „Wonderful tonight“ & „Cocaine“), Alcazar („Crying at the discoteque“), Avril Lavigne („Smile“), Colbie Caillat („I won’t“), Flo Rida („Whistle“), KT Tunstall („Someday soon“), Adele („Make you feel my love“), Gin Blossoms („Follow you down“)

Eine Mutter, die nicht loslassen kann. Weil sie selbst mit sich nicht im Reinen ist (kein Mann, nicht der richtige Job, keine Träume), kontrolliert sie ihre Umgebung, bis sie erkennt, dass auch sie mutiger werden muss in ihrer Lebensführung. Soweit die küchenpsychologische Grundierung dieser kleinen ZDF-Sonntagskomödie. „Zu schön um wahr zu sein“ holpert dramaturgisch beträchtlich. Alles andere als elegant werden die verschiedenen Erzählstränge in der Zielgeraden aufgelöst. Die ziemlich strukturlose, sich eher auf einzelne Situationen verlassende Komödie lebt in erster Linie von ihren Köpfen: Sabine Postel, Peter Sattmann, Filip Peeters, Andreas Pietschmann, Heinrich Schafmeister – das sind Pluspunkte. Ein inszenatorisches Highlight ist die Szene, in der die Tochter die Wahrheit erfährt und völlig falsche Schlüsse zieht. Zunächst ertappt sie die Mutter mit dem umschwärmten Fotografen augenscheinlich in flagranti und Sekunden später wird bei der Aussprache auf der Straße im Hintergrund das Riesenplakat der Köster-Senior-Kampagne hochgezogen. Leider sind solche Momente die Ausnahme in diesem Unterhaltungsfilm, dessen ästhetische Leichtigkeit mit der luftigen Transparenz & der etwas übertriebener Helligkeit nicht in der Lage sind, die moralischen Gemeinplätze und sozialen Klischees vergessen zu machen. Am Ende sind mal wieder alle zufrieden, jedes Töpfchen bekommt sein Deckelchen, die Model-Begeisterung wird dezent relativiert – und 90 Minuten Lebenszeit sind vorbei. (Text-Stand: 18.9.2012)

Zu schön um wahr zu seinFoto: ZDF / Frank Dicks
Anfangs skeptisch, dann stehen die Kavaliere Schlange. Andreas Pietschmann & Filip Peeters in „Zu schön um wahr zu sein“ (2012)

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Fernsehfilm

ZDF

Mit Sabine Postel, Lilli Fichtner, Peter Sattmann, Andreas Pietschmann, Filip Peeters, Rosa Enskat, Heinrich Schafmeister, Megan Gay

Kamera: Michael Boxrucker

Szenenbild: Thomas Schmid

Schnitt: Veronika Zaplata

Musik: Thomas Klemm

Produktionsfirma: Zoela Film

Drehbuch: Guy Meredith, Katja Kittendorf, Kirsten Kiesow

Regie: Matthias Steurer

Quote: 5,31 Mio. Zuschauer (14,9% MA)

EA: 07.10.2012 20:15 Uhr | ZDF

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach