Nach einem Grundsatz der Filmbranche sollten Regisseure von Geschichten mit Kindern oder Tieren lieber die Finger lassen. Produzenten wiederum lieben solche Stoffe, weil sie wissen: Kinder und Tiere, das funktioniert fast immer. Dennis Satin hatte es beim Dreh von „Zoogeflüster“ mit Kindern UND Tieren zu tun. Bereut hat er es vermutlich nicht: Sowohl die Kinder als auch der heimliche Star des Films, ein Pinguin mit dem Rollennamen Herr Schulze, machen ihre Sache prima. Für die eigentlichen Hauptdarsteller gilt das weniger: Jan Sosniok und Floriane Daniel agieren merkwürdig verkrampft. Die Küsse des Liebespaares sind sogar so schlecht gespielt, als habe sich das Duo eigentlich gar nicht riechen können.
Die Geschichte ist von ergreifender Schlichtheit: Eine ehrgeizige Stadträtin will den ohnehin leicht maroden örtlichen Zoo schließen, um an seiner Stelle ein großzügiges „Shopping Center“ mit Kinos, Tiefgarage und allem Drum und Dran errichten zu lassen. Williger Handlanger ist Architekt Mark, der sich von dem Projekt den Durchbruch in die erste Liga erhofft. Beide haben die Rechnung allerdings ohne die energische stellvertretende Zoodirektorin Sonja gemacht, die alle Hebel in Bewegung setzt, um ihren Zoo zu retten.
Natürlich stellt Autorin Wiebke Jaspersen der sich alsbald anbahnenden Romanze der beiden Kontrahenten eine Menge Hindernisse in den Weg, zumal Sonja den Architekten zwischenzeitlich für einen Saboteur hält. Moralisch hingegen ist der Weg frei: Sonja ist Witwe, Mark geschieden; und ihre beiden Kinder verstehen sich auf Anhieb. Gerade angesichts der Erfahrung der beiden Hauptdarsteller ist es umso erstaunlicher, wie ungelenk Satin mitunter inszeniert; vor allem Sosniok sagt seine Dialoge ziemlich steif auf. Bei den verbalen Zweikämpfen zwischen Sonja und der intriganten Stadträtin, die sogar vor einer Vergiftung der Tiere nicht zurückschreckt, fliegen die Funken viel heftiger. Dafür sind einige Einfälle des Buchs umso hübscher, etwa die ersten Begegnungen zwischen Mark und Sonja, bei denen der Architekt wiederholt mit übel reichenden Flüssigkeiten beschüttet oder bespuckt wird.
Foto: Sat 1 / Thomas Kost
Erster echter Höhepunkt ist allerdings das gemeinsame TV-Duell im Frühstücksfernsehen, bei dem der smarte Mark zunächst wie der sichere Sieger aussieht, ehe Sonja die Mutterkarte zieht: Im Gegensatz zum Vater, der erst mühsam für die Schönheit des Zoos begeistert werden muss, ist der achtjährige Sohn Tom (Hoßbach) von Anfang an begeistert. Ein bisschen auch von Sonjas etwa gleichaltriger Tochter Hanna (Scherlitz), vor allem aber von den Tieren; Tom verbringt jede freie Minute im Tierpark. Deshalb schmieden die beiden auch einen abenteuerlichen Plan: Während für die meisten anderen Zoobewohner schon eine neue Bleibe gefunden werden konnte, ist der Pinguin Herr Schulze zu alt, um noch mal umzuziehen; er soll eingeschläfert werden. Die Kinder sind schockiert, schmuggeln ihn kurzerhand aus dem Zoo, um ihm das Schicksal zu ersparen, und suchen nach einer neuen Heimat.
Spätestens angesichts des Verschwindens von Tom und Hanna müssen Mark und Sonja wohl oder übel zusammenarbeiten; den Rest kann man sich denken. Entsprechend durchschaubar ist der Schluss, als Mark die Rettung für den Zoo aus dem Hut zaubert; im Gegensatz zu manch überraschender Entwicklung zuvor ist der Ausgang der Geschichte arg simpel geraten. Er gehorcht allzu sehr einem anderen Grundsatz der Filmbranche: Hauptsache Happy End.