Wir haben gar kein‘ Trauschein

Jutta Speidel & Bruno Maccallini. Kein Auto, kein Trauschein, keine gute Komödie!

Foto: ZDF / Bernd Schuller
Foto Rainer Tittelbach

Im Gegensatz zum Speidel-Maccallini-Vehikel „Wir haben gar kein Auto“ besitzt der zweite Streich um Jutta und Bruno zwar Spurenelemente einer Geschichte, ist aber insgesamt nicht besser. In „Wir haben gar kein’ Trauschein“ lebt die Filmklamotte der 60er Jahre wieder auf und mit ihr das Komödienspiel der entfesselten Gesichtsmuskeln – beim Schauspieler! Alle Möglichkeiten einer guten Komödie werden verspielt. Reicht nicht mal zum Lustspiel!

Sie lieben sich scheinbar wie am ersten Tag – und doch ist bei Jutta und Bruno nicht einmal mehr an ein gemeinsames Abendessen zu denken. Während er nach seiner Bauchlandung mit seinen Kaffeeautomaten momentan alle Zeit der Welt hat und ihn seine belächelte Arbeit als Hausmann zunehmend langweilt, hat sie als Betreiberin einer Wellness-Oase in Kitzbühel den Stress gepachtet. Als das Hotel, in dem Jutta ihr Spa an die Urlauber und Manager bringt, in neue Hände fällt, steht ihr plötzlich ihre Intimfeindin aus alten Uni-Zeiten gegenüber: Sylvie Terboven, das geborene Miststück. Dass ausgerechnet sie Bruno als neuen Geschäftsführer des Fünf-Sterne-Hotels einstellt, verheißt Jutta nichts Gutes. Der nimmt an, sie gönne ihm seinen Erfolg nicht, außerdem entscheidet er ständig an Juttas Interessen meilenweit vorbei – was die Beziehung ein wenig abkühlen lässt. Und dann steht plötzlich Brunos Mama auf der Hotelmatte. Der vermeintliche Taugenichts-Sohn hatte ihr voller Stolz geschrieben, dass er Hotelbesitzer und – glücklicher Ehemann sei. Dabei haben er und Jutta gar kein’ Trauschein.

Im Gegensatz zum Speidel-Maccallini-Vehikel „Wir haben gar kein Auto“, der Aneinanderreihung neckisch-alberner Situationen während einer Radtour in den Süden, besitzt der zweite Streich um Jutta und Bruno zumindest Spurenelemente einer Geschichte. In „Wir haben gar kein’ Trauschein“ lebt die Filmklamotte der 60er Jahre wieder auf und mit ihr das Komödienspiel der entfesselten Gesichtsmuskeln – wohlweislich nur beim Schauspieler (und bei Speidels Lover Bruno Maccallini, der sich noch immer nicht als Schauspieler bezeichnen lässt). In diesem Zickenkrieg und Geschlechterkampf auf Kasperltheater-Niveau hat sich das Paar am Ende wieder ganz arg lieb und dass der Verkauf des Hotels an einen russischen Millionär noch abgewendet werden kann – auch damit darf gerechnet werden. Da aber die Komödie viel zu kurzatmig ist, weder Intrige noch Ehekrise ausgespielt, ja, nicht einmal die italienische Mama komödiantisch richtig zum Zuge kommt, wird selbst die Möglichkeit vergeigt, aus alldem wenigstens ein (albernes) Lustspiel zu machen. Allenfalls das befreundete Pärchen und die ständigen Diskussionen über die Weichei-Männer sind für ein paar Schmunzeleinheiten gut: „Christian ist ein einziges großes Vielleicht“ ist in Verbindung mit dem beleidigten, blöden Gesichtsausdruck von Moritz Lindberg fast schon ein Lacher. Ansonsten besitzt „Wir haben gar kein’ Trauschein“ eine solche Betulichkeit, beweist so wenig Plot-Finesse und legt null Wert auf Timing, dass es einem Freund gut gebauter Komik schwer fällt, diese ZDF-Produktion aus der Reihe „Herzkino“ eine Komödie zu nennen.

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Fernsehfilm

ZDF

Mit Jutta Speidel, Bruno Maccallini, Anja Kruse, Marianne Rappenglück, Moritz Lindbergh, Proschat Madani, Nike Fuhrmann

Kamera: Sven Kirsten

Szenenbild: Josef Sanktjohanser

Schnitt: Bettina Vogelsang

Musik: Karim Sebastian Elias

Produktionsfirma: Eyeworks Fiction & Film

Drehbuch: Mark Werner, Oliver Welter

Regie: Dennis Satin

Quote: 5,13 Mio. Zuschauer (14,7% MA)

EA: 12.10.2013 21:45 Uhr | ZDFneo

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