Lebenskrise, Schaffenskrise, Finanzkrise: Richtig glücklich sieht Georg Wilsberg eigentlich nie aus. Der Antiquar aus Münster mit dem Bassett-Gesicht und der Lizenz zum Schnüffeln hat diesmal aber auch einen besonderen Grund zum Trübsal blasen: Eine alte Schulfreundin (Franziska Walser) gesteht ihm, er sei einst ihre große Liebe gewesen. Auch er war rettungslos in sie verliebt, doch beide haben sich damals nicht getraut, ihre Gefühle zu offenbaren. Als sich die verhinderten Liebenden wiedersehen, muss Wilsberg (Leonard Lansink) auch schon in einem Mordfall ermitteln: Katharinas Gatte Matthias (Christian Maria Goebel) investiert ungeheuer viel Geld in eine Liaison mit der jungen Nana (Alma Leiberg). Gemeinsam mit ihrer Freundin Lilly (Johanna Klante) betreibt Nana einen offenbar florierenden Zwei-Frau-Betrieb; ihre Freier nennen sie ausnahmslos Fritz. Wenn Nana verhindert ist, setzt sich Lilly eine Perücke auf und sieht der Freundin zum Verwechseln ähnlich. Weil die Damen in letzter Zeit von einem anonymen Anrufer bedroht werden, engagiert Nana den Privatdetektiv. Als Lilly eines Tages in ihrem Blute liegt, fürchtet auch Nana um ihr Leben: Die tote Lilly trug Perücke. Eine Nachbarin hat sämtliche Besucher abgelichtet. Offenbar gingen die Honoratioren der Stadt in der Wohnung ein und aus.
„Ein unterhaltsamer (Fernsehserien-)Krimi, der die bürgerliche Doppelmoral aufs Korn nimmt“ (Lexikon des internationalen Films)
Wie immer in den Krimikomödien aus Münster ist der Mord das Mittel zum Zweck, um Wilsberg aus der Reserve zu locken: In Fahrt kommt das Knautschgesicht in der Tat nur, wenn es was zu ermitteln gibt; und das, obwohl man es in diesem „Scheißjob“, wie er grummelt, „nur mit ekelhaften unfreundlichen Menschen zu tun bekommt“. Das stimmt bestimmt in Bezug auf Katharinas untreuen Gemahl, und auch die Kommissarin Anna (Rita Russek) springt diesmal besonders ruppig mit dem Privatdetektiv um. Immerhin ist Katharina ihm auch heute noch zugetan, und Kumpel Manni überlässt ihm sein Auto sogar für eine komplette Woche, wenn auch nicht ganz freiwillig. Die „Wilsberg“-Episode „Schuld und Sünde“ (Buch: Ulli Stephan, Norbert Eberlein, Regie: Buddy Giovinazzo) ist übrigens der vorletzte Auftritt für Heinrich Schafmeister, dessen mimische Akrobatik den „Wilsberg“-Fans fehlen wird. Manni taucht sogar höchst selbst in Nanas Etablissement auf, weil er sich Entlastung fürs Stadtsäckel erhofft. Das Rathaus als Zentrale für organisierte Prostitution? Deutschland hat Münster ganz offensichtlich unterschätzt.