Statt für ein Weihnachtsfernsehspiel hat sich das ZDF 2009 für ein „Wilsberg“-Special entschieden. Die Idee ist gut, die Ausführung noch besser. Der Mikrokosmos dieser rasanten Krimikomödie ist extrem überschaubar. Es gibt keinen Mord – dafür einen Weihnachtsbaum.
24. Dezember, nachmittag: Ekki langweilt sich auf der Weihnachtsfeier des Finanzamts, während nebenan der Weihnachtsmann einen Juweliergeschäft überfällt. Bei der Flucht läuft er Wilsberg vors Auto, der bremst und hat plötzlich eine Limousine auf seiner Stoßstange. Was er nicht weiß, dass der Schnösel am Steuer den Besitzer des Juweliergeschäfts in seinem Kofferraum gefangen hält. Das wiederum sieht die Geliebte des Finanzamtschefs beim Verlassen der Weihnachtsfeier, als der Kofferraum kurz aufspringt. Was es damit auf sich hat und wer dieser Mann ist, das weiß sie nicht, sie sieht nur Blut und hält ihn für tot. Doch Polizei geht nicht – sonst käme die Affäre des Finanzamtschefs ans Tageslicht. Und überhaupt: Kommissarin Springer hat frei und versucht sich in Wilsbergs Küche an einer Ente à l’orange und Kollege Overbeck lässt sich im Tresorraum einschließen. Überfall, Unfall, doch damit nicht genug: Ekki wird auch noch Zeuge, wie sich der Weihnachtsmann entblättert und sich zu einer wunderschönen, halbnackten Frau verwandelt (zum Szenen-Ausschnitt).
Gute komische Filmsituationen – wenn sie etwas slapstickhaft Absurdes haben und dicht und beziehungsreich konstruiert sind – lassen sich mit Worten nicht beschreiben. Man muss sie gesehen haben. Und so sollte jeder, der ein Faible hat für schnelle, überdrehte, gut getimte Filmkomödien, diesen „Wilsberg“-Spaß nicht versäumen. Da jagt eine Idee die andere, da wird kein Kalauer ausgelassen – und am Ende werden die Bösen, anstatt mit Waffengewalt mit dem „rennenden Gag“ Weihnachtsbaum überwältigt. Insbesondere beim Buch hat Ecki Ziedrich ganze Arbeit geleistet. Wilsberg – Oh du tödliche…“ ist mehr als eine Nummern-Revue. Ein echtes Weihnachtsschmankerl. Ein Segen im Monat der Fernsehspiel-Magerkost!