Diese „Ehesachen“ nimmt Georg Wilsberg eigentlich nicht mehr so gern an. Aber da mit alten Büchern kein Geschäft zu machen ist, findet er sich bei einer klassischen Beziehungs-Observation wieder. Nur weshalb hat die treulose Ehefrau eine Kugel im Kopf? Und auch der kurzzeitig an ihrer Seite auftauchende Mann scheint kein neuer Liebhaber zu sein. Parallel dazu baut Kripo-Assistent Overbeck großen Mist: Er macht auf supercoolen Cop und fährt dabei die Tochter seines Chefs und den Ehefrauen-Killer ins Koma. Und auch der dritte Schauplatz bietet allerhand Stress: Ekki Talkötter muss bei einer Steuerprüfung in einer Landmaschinenfirma den harten Hund geben, während er doch bei Prokuristin Karla Berhenke lieber das Schoßhündchen spielen würde. Ausgerechnet in dieser Firma hat die Tote gearbeitet. Also kreuzen sich bald Wilsbergs und Ekkis Wege. Davor zieht aber noch Intimfeind Overbeck, der wegen seines Fauxpas’ aus dem Schussfeld der Medien genommen werden muss, im Antiquariat ein – und es gibt eine zweite Leiche.
Und dabei wird es nicht bleiben. Es scheint, als ob die Macher nach dem extrem witzigen, aber mordlosen Weihnachts-Special von „Wilsberg“ in Sachen Krimi wieder etwas gut machen wollten. Doch auch die Komödie kommt in „Gefahr in Verzug“ nicht zu kurz. Das Baukastensystem aus den verschiedenen Handlungssträngen und Tonlagen funktioniert mal wieder reibungslos. Das dramaturgische A&O in diesen „heimelig“ anmutenden Krimis aus Münster ist die szenische Verdichtung des Geschehens, bei dem alle wichtigen Figuren an einem Ort zusammenkommen. Überraschend gut gelingt es, das „Würstchen“ Overbeck vom nur lächerlichen Sidekick-Image zu befreien, was nicht zuletzt am überzeugenden Roland Jankowsky liegt. Auch die Gast-Schauspieler passen gut ins Bild: Melika Foroutan kommt ausnahmsweise mit gebremster Erotik, doch das Versprechen, das sich hinter ihrem gestrengen Brillen-Blick verbirgt, dürfte nicht nur Ekki wahrnehmen. Und Martin Brambach, einer der spielfreudigsten Schauspieler hierzulande, ist einfach ideal für eine Krimikomödie. Das alles kippt einen nicht aus dem Sessel, aber es ist – wie fast immer – solide gemachte serielle Fernsehunterhaltung.