Ist Nils Erdel verrückt? Überall wittert der aus der Psychiatrie entlassene junge Mann Verschwörungen – und er behauptet, dass es die Stadt Bielefeld nicht gibt. Filmaufnahmen, die er nächtens in einem Waldstück ganz in der Nähe gemacht hat, sollen den Beweis liefern: „Sie sind hier!“ Wer? Was? Wie? Für Wilsberg ist das alles Humbug. Nur Ekki ist sofort Feuer und Flamme für die wilden Theorien. Als wenig später Nils in den Armen der schönen Miriam auf der Straße vor seiner Wohnung stirbt und plötzlich Wilsbergs alter Kumpel Manni, (angeblich) wohnhaft in Bielefeld, ins Münster auftaucht, ist für den braven Finanzbeamten alles klar: „Bielefeld existiert nicht!“ Overbeck sieht es ähnlich: „Ich war noch nie in Bielefeld, ich kenne auch niemanden dort“, sagt er und dreht völlig ab. Als sich herausstellt, dass beim Tod des Verschwörungstheoretikers medikamentös nachgeholfen wurde, muss sich auch Kommissarin Springer widerwillig in den Fall einschalten. Und das Chaos nimmt seinen Lauf.
„Wilsberg“ ist immer für eine Überraschung gut. Wilderte der erste Fall 2012, „Aus Mangel an Beweisen“, im Revier der ernsthaften Krimis, ist „Die Bielefeld-Verschwörung“, der zweite Fall 2012, die abstruseste Geschichte seit dem Weihnachts-Special „Oh du tödliche…“. Auch versetzt der Besuch von Manni Höch alias Heinrich Schafmeister in eine Art Zeitspirale. Drei ist einer zu viel – emotional (Ekki ist über die Maßen eifersüchtig auf Manni), dramaturgisch nicht. Story und Handlung sind gleichermaßen versponnen, richtig komisch im Detail wird es weniger. Diese „Bielefeld-Verschwörung“ ist alles andere als das, was man einen runden Krimi bezeichnen würde. Muss auch nicht immer sein. Dem Plot von Timo Berndt kann man nicht mit Logik kommen. Macht gar nichts. Das ZDF wollte mal wieder für die Rezeption der Kultkrimi-Reihe das Internet zu Hilfe holen und hat zwischen den beiden Januar-Krimis auch im Netz die „Bielefeld-Verschwörung“ angezettelt. „Der Zuschauer wird auf verschiedenen Internet-Plattformen Zeuge, wie sich Nils Erdel zunehmend von Unbekannten bedroht fühlt“, so ZDF-Redakteur Martin R. Neumann. Bei „Wilsberg“ war schon immer Vieles möglich. Um diesen abgefahrenen Fall, der mehr von einem aufgeregten Freundschaftstreffen hat als von einem klassischen Krimi, goutieren zu können, sollte man ohne Erwartungshaltung an den spielerischen, gut besetzten Nonsensfilm rangehen. (Text-Stand: 27.1.2012)