Ginger ist 38, hat zwei Kinder und ist überzeugter Single. Männer braucht sie allein zum Sex. Für die anderen Dinge des Lebens hat sie ihren Freund Hans. Der ist Koch und hauptberuflich Ersatzpapa. Eine Ersatzoma und eine Ersatzschwester hat Ginger auch noch. Gemeinsam arbeiten sie alle in einem Bistro im Hamburger Karolinenviertel. Ginger ist mit sich und der Welt zufrieden – bis Tochter Nico den Aufstand probt. Sie hätte gerne eine Mutter, die nicht auf Konventionen pfeift und überall um sich her Chaos verbreitet. Kurzum: eine Mutter, für die sich die Tochter nicht laufend schämen müsste.
„Wie krieg ich meine Mutter groß?“ erzählt von einem Konflikt in heutigen Familien, der mehr mit der Realität zu tun hat, als manch einer annehmen mag. Eltern wollen jung bleiben, Kinder wollen Regeln. Wenn die Single-Mama die ewige Pubertät lebt, sind Konflikte programmiert, wenn die Tochter in die richtige Pubertät kommt. „Das ist gewissermaßen ein Naturgesetz: Eine Generation probt den Aufbruch, die nächste übt sich im Aufbruch gegen den Aufbruch“, beschreibt Regisseur Stephan Wagner den Urkonflikt des Films. „Hippies starren entsetzt auf ihre Kinder, wenn sie Mitglieder der Jungen Union werden.“ Doch damit nicht genug: Zwischen Mutter und Tochter entsteht eine ungewollte Konkurrenz um den kolumbianischen Tanzlehrer, die das Verhältnis der beiden endgültig zu zerstören droht.
Das ARD-Fernsehspiel ist mehr als der Film zum Trend. Leichtfüßig, filmsprachlich frisch und mit großer Wahrhaftigkeit zwischen Drama und Komödie pendelnd, zeigt „Wie krieg ich meine Mutter groß?“ Vorzüge und Nachteile eines alternativen Lebenskonzepts. Der Hamburg-Film hat auch etwas vom lebensbejahenden Tonfall und der sozialen Verortung britischer Komödien. Und er hat wunderbare Schauspieler: Katja Flint ging selten in einer Rolle so auf wie als bezaubernd egozentrische Single-Frau. Und Matthias Brandts „Mädchen für alles“ meistert die Vierfachbelastung als Koch, Ersatzpapa, trockener Alkoholiker und bester Freund – wie alle anderen auch – mit höchsten Sympathiewerten. An diesem Film sollten sich viele deutsche Autoren, Regisseure, Produzenten und Redakteure ein Vorbild nehmen!