Wer’s glaubt wird selig

Christian Ulmen, Marcus H. Rosenmüller. Glaube, Liebe, Sex & der ganze Wahnsinn

Foto: Degeto / Wiedemann & Berg
Foto Rainer Tittelbach

Kein Sex, keine Touristen, keine Zeichen für die Existenz Gottes – ja mei, da muss sich was ändern, sagt sich ein zugereister Fischkopp in einem in Agonie erstarrten bayerischen Dorf, das den Traum vom Wallfahrtsort träumt… Wer hätte geglaubt, dass aus den Ingredienzien und der Dramaturgie des Klamaukfilms mal ein so famos alberner bis schwarzhumoriger Kinofilmspaß wie „Wer’s glaubt wird selig“ hervorgehen würde?! Ein Füllhorn absurder Buch- & Regieeinfälle, ein Top-Typen-Kabinett, Riesen-Timing – da gibt’s kein Halten!

Wunder fallen nicht vom Himmel. Da das vom Klimawandel heftig gebeutelte bayerische Hollerbach aber dringend einige Wunder benötigt, um wieder Touristen in den ehemaligen Skiort zu locken, müssen sich die, die im Dorf das Sagen haben, ganz schön was einfallen lassen. Wunder wären gut, weil die Idee vom Wallfahrtsort durch deren Köpfe spukt. Darauf gekommen ist ausgerechnet der zugereiste, wenig bibelfeste Fischkopp Georg: der will die verhasste, frisch verstorbene Schwiegermutter heilig sprechen lassen. Die wurde vom monströsen, aber wackeligen Kruzifix erschlagen, weil nebenan der triebmäßig ausgehungerte Schorsch und seine Emilie beim Bumsen zu heftig gegen die Wand polterten. Also wenn das kein Wunder ist! Mit der Befürchtung, dass es bei seiner ohnehin zunehmend lustlosen Liebsten eine bleibende Konditionierung geben könnte, forciert Georg die Sache mit der Heiligsprechung, nicht ahnend, dass der Vatikan für solche Fälle einen Wunderprüfer sendet. Weil der unpässlich ist, schickt dieser seinen Zwillingsbruder. Doch der hat keinen blassen Schimmer von Liturgie, ist vielmehr durch & durch ein Mann der Fleischeslust. Und dann ist auch noch Evi heimgekehrt, Daisys verlorene Tochter, die sich schon mal im Porno-Business ein paar Euro dazuverdient hat. Zu allem Übel reist dann auch noch der Papst himself an.

Wer’s glaubt wird seligFoto: Degeto / Wiedemann & Berg
Die Sache mit den Wundern und der Heiligsprechung läuft kräftig aus dem Ruder. Und wie sieht es mit dem Sex aus?

„Rosenmüller hat eine unterhaltsame Komödie geschaffen, die einen ironischen Blick auf den Katholizismus und seinen Wunderglauben wirft, ohne die Kirche zu verspotten.“ (Focus)

Wer hätte geglaubt, dass aus den Ingredienzien und der Dramaturgie des deutschen Klamaukfilms mal ein so famos alberner bis schwarzhumoriger Kinofilmspaß hervorgehen würde?! Mehr noch als für Marcus H. Rosenmüllers Kinoüberraschungshit „Wer früher stirbt ist länger tot“ gilt für seinen Film „Wer’s glaubt wird selig“ der Grundsatz „Du sollst einen Lacher nicht verachten“. Oder wie es die SZ zum Kinostart formulierte: „Klamauk ist keine Schande, solange er nicht vorgibt, etwas anderes zu sein“. Der irrwitzige Tatendrang der Dorfmannsbilder, nicht zuletzt von den Darstellern (allen voran Christian Ulmen) zum skurrilen Typen-Kabinett allererster Güte gemacht, ein Füllhorn absurder Buch- und Regieeinfälle und Rosenmüllers dramaturgisches Wundermittel Tempo-Tempo sind die Motoren dieses wunderbar geschmierten Komödien-Maschinchens. Um den Film zu mögen, ist es sicher hilfreich, mal einen Bauernschwank aus den Fünfzigern mit Beppo Brem oder Joe Stöckl gesehen zu haben. Auch die Sexlustspiel-Variante à la „Liebesgrüße aus der Lederhose“ oder „Pudelnackt in Oberbayern“ zu kennen, kann nicht schaden. Vielleicht funktioniert der Film aber auch ohne Referenzenspur durch die vermeintlichen Niederungen der deutschen Kultur. Oder auch, ohne je ein Caper-Movie gesehen zu haben und ohne je in den Genuss der Sprach- und Situationskomik eines Karl Valentins gekommen zu sein. Einen tieferen Sinn allerdings muss man in dieser Geschichte, die lustvoll mit den Gegensatzpaaren Sex/Glaube, Körper/Geist, Sinn/Geld jongliert und in der es am Ende auch noch eine Erweckung und eine Wiederauferstehung gibt, nicht suchen, tut man es doch (wie tittelbach.tv-Autorin Rieger in ihrer Kritik auf „filmosophie“), findet man vielleicht sogar etwas (Text-Stand: 25.7.2014)

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Kinofilm

ARD Degeto, BR

Mit Christian Ulmen, Marie Leuenberger, Fahri Yardim, Lisa Maria Potthoff, Hannelore Elsner, Simon Schwarz, Nikolaus Paryla, Jürgen Tonkel, Maximilian Schafroth, Johannes Herrschmann

Kamera: Stefan Biebl

Schnitt: Simone Frank

Produktionsfirma: Wiedemann & Berg

Drehbuch: Jeremy Leven, Marcus H. Rosenmüller

Regie: Marcus H. Rosenmüller

Quote: 3,42 Mio. Zuschauer (12% MA)

EA: 11.08.2014 20:15 Uhr | ARD

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Kontoinhaber: Rainer Tittelbach