Erst trifft ihn der Schlag, dann ein Stromschlag. Dieser Franz Bissmeyer hat’s aber auch nicht anders verdient: sein Fremdenhass bringt den erzkonservativen Urbayer ins Grab. Obwohl, erst einmal muss er noch auf der Erde herumgeistern und sich darüber ärgern, dass ausgerechnet ihm, dem erfolgreichen Metzgermeister und Mann der Tat, im Kampf um seine Hinterlassenschaft die Hände gebunden sind. Sein Hallodri-Sohn Anton hat das Testament, das zu Gunsten von Franzens Tochter ausgestellt war, verschwinden lassen. Derweil muss sich jene gutgläubige Zita mit der immer unrentableren Metzgerei herumschlagen. Tatkräftig unterstützt wird sie dabei von Alpha, einem politisch verfolgten Ingenieur aus Kongo, der sich bei ihr schwarz ein paar Euro verdient. Auch der „Neger“ ist Franz ein Dorn im Auge. Doch ausgerechnet dieser „Bimbo“ ist der einzige, der den Geist des Toten sehen und hören kann. Und da Franz auf Erden ein Medium benötigt, um seine Geschäftsideen in die Tat umzusetzen und den Erbschleichersohn in seine Grenzen zu verweisen, schließt er einen Pakt mit Alpha: der Afrikaner hilft ihm, dafür muss sich Franz alsbald ins Reich der Toten zurückziehen.
Foto: BR / die film gmbh / Heiden
Die Erzählkonstruktion von Wolfgang Murnbergers TV-Komödie ist sehr viel intelligenter als das, was man in diesem Subgenre so kennt an kurzweiligen Culture-Clash-Kontrasten und an konventionellen Hochzeitskomödien-Happy-Ends. Das hat mehr von Shakespeare als von Comedy, das hat einen langen Atem, da triumphieren Satire und höhere Bedeutung über kurzatmigen Witz. Tempo ist dagegen auch im Drehbuch von Dominique Lorenz zu finden. Das dramaturgische Prinzip ist häufig der Schlagabtausch. „Jetzt heul’ halt a bisserl“, herrscht Antons werte Gattin ihren ewigen Loser vorm Bett des Toten an. „Ich versuch’s ja“, kommt es kleinlaut zurück. Darauf Franz: „Scheinheiliges Gesindel“. Die beiden Spielebenen und die Möglichkeit der gegenseitigen Kommentierung erhöhen das komische Potenzial des Films. Nie wird ein Gag gesucht, nie eine Pointe der Pointe wegen gesetzt. Diese Komödie fließt. Sie hat einen durchgehenden Rhythmus, obwohl man die erste halbe Stunde nicht genau weiß, wohin die Reise gehen wird. Gespickt mit vielen kleinen Versprechungen lässt man sich als Zuschauer liebend gern überraschen. Und wann gab es in einem Fernsehfilm schon mal einen Pakt zwischen einem Untoten und einem afrikanischen Asylbewerber?
Dieser Deal sorgt für weitere komische Situationen. Der schwergewichtige Metzgermeister schwebt irgendwo im Raum oder sitzt auf einem Schrank und souffliert dem schmächtigen Kongolesen. Der versucht, die Einflüsterungen des Urbayer und auch dessen nonverbale Bekräftigungen so gut wie möglich zu imitieren. Daraus entsteht ein köstlicher Wortwitz („zuzeln“), maßgeblich geprägt vom bayerischen Dialekt und seinen wunderbaren Kraftausdrücken („Ost-Blunzn“). Doch der Dialogwitz ist immer auch Situationskomik – und manchmal sogar noch mehr. „Du schaugst mir net in meinen Fernseher nei“, brüllt Franz kurz vor seinem Ableben den hilfsbereiten Afrikaner an. Oder Bruder Antons Reaktion auf den schwarzen Helfer in der Metzgerei: „Wem g’hört denn der do?“. Fünf Worte, in denen so viel mitschwingt über die Geschichte zwischen weißem & schwarzem Mann! Andreas Giebel (dieser Schauspieler ist eine wahre Wucht!) hat Recht. Im BR-Interview sagt er sinngemäß, man solle „Wer hat Angst vorm weißen Mann?“ nicht zerreden, sondern einfach schauen – und wirken lassen. Unser Tipp: am besten zwei Mal schauen! (Text-Stand: 27.8.2013)
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