“Es wird das schönste Weihnachten, das du je hattest”, verspricht Marie ihrer 10-jährigen Tochter. Sie weiß sich keinen anderen Rat. Ihr Ex-Mann will dieses Jahr erstmals nicht mit der “Familie” feiern. Also muss sie ihrer Lena, die ziemlich enttäuscht darüber ist, dieses Versprechen geben. Doch dann passiert ein Unglück, Lena bricht beim Schlittschuhlaufen ins Eis ein, fällt ins Koma – und Weihnachten gerät darüber in Vergessenheit. Über zwei Monate später erwacht das Kind; es fühlt sich so, als ob es nur ein paar Stunden geschlafen hätte, und mit glänzenden Augen fiebert es dem versprochenen schönsten Weihnachtsfest entgegen.
Wenn ein Sohn einer Mutter über zehn Jahre nach der Wiedervereinigung noch einmal den DDR-Alltag vorgaukeln kann, dann sollte es eine liebende Mutter auch schaffen, ihrer Tochter Anfang März Weihnachten vorzuspielen. So oder ähnlich müssen sich das Produzent Ivo Alexander Beck und Autorin Sarah Schnier gedacht haben, als sie sich an die Projekt-Entwicklung von “Wenn Weihnachten wahr wird” gemacht haben, zu einem Zeitpunkt, als der Erfolg von “Good Bye, Lenin” noch nicht absehbar war.
Der Film der Deutsch-Kanadierin Sherry Hormann führt den Zuschauer behutsamer als die üblichen TV-üblichen Genre-Mixturen durch unterschiedlichste Stimmungslagen. Zunächst scheint Weihnachten in den Tränen einer Mutter zu ersticken, doch die von Natalia Wörner jenseits jeglicher Süßlichkeit gespielte Marie harrt tapfer am Krankenbett ihrer Kleinen aus, erzählt ihr Geschichten, im festen Glauben an die “Rückkehr” ihrer Tochter ins Leben. Die anderen um sie herum nehmen zwar Anteil, aber haben ihr eigenes Leben. So Maries Bruder (mit einem Augenzwinkern: Joachim Król), Bürgermeister, dessen Image-Kampagne für sein langweiliges Städtchen Schönberg so wie Hannelore Hoger als ebenso wohlhabende wie frustrierte Sponsorin für einige Erheiterung sorgt.
Poesie ersetzt weitgehend Rührung, Selbstfindung allzu wohlfeile Christmas-Moral. Das Weihnachtsversprechen als Versprechen auf eine verlässliche Zukunft. “Es ist ein Film, der etwas erzählt über den festen Glauben an sich selbst und die Fähigkeit, sich zu ändern – und zwar aus Liebe”, sagt Hauptdarstellerin Natalia Wörner. Der Unfall führt zur Begegnung der Heldin mit sich selbst und wird nicht als (melo)dramatischer Effekt missbraucht. So kann ein schöner Weihnachtsfilm wahr werden.