Die meisten Paare, die sich trennen, tun das zu Weihnachten, weiß die Wiener Event- und Partneragentin Nettie. Auch Lina, ihre beste Freundin und ihr mutigstes Modell im Stall, hofft auf diesen Effekt bei ihrem Lover Alex: Wann trennt er sich endlich von seiner Frau? Lina will ihn ganz für sich haben – und sie will endlich das Weihnachtsfest mit ihm verbringen. Nachdem er sie wenige Tage vor Heiligabend mehrfach versetzt hat, winkt er mit zwei Flugtickets nach Barbados. „Eine absolut weihnachtsfreie Zone“, strahlt er. Lina weiß nicht recht, was sie davon halten soll. Sie liebt Weihnachten, mag diese weihrauchgeschwängerte Romantik. Und so gut es Alex auch mit ihr zu meinen scheint – will sie sich alles in ihrem Leben von ihm vorschreiben lassen?! Rudi, der Rentierzüchter aus Tirol, den ihr Nettie ständig wärmstens ans Herz legt, ist da ganz anders gestrickt. Er lebt einsam auf dem Berg, liebt Tiere, die Natur, seinen Dorfchor und Weihnachten, das bedeutet für ihn Plätzchen backen. Lina und Rudi haben sich bei einem Fotoshooting kennengelernt, sie war das Christkind, er der Weihnachtsmann. Und Rudi hat auch einen Freund – und der hat dasselbe Anforderungsprofil wie Chaos-Queen Nettie. Sieht alles nach einer schönen Bescherung aus.
„Weihnachtengel küsst man nicht“ beginnt so, wie es der Titel der ZDF-Komödie nahe legt: als schwacher Sat-1-Movie-Klon. Eine Heldin, für die es sich mit Statements wie „Ich will, dass er sich freut“ als Frau fremd zu schämen gilt, zwei Mädels, die mit dem Etikett „blöde Weiber“ noch gut bedient sind, dazu ein Naturbursche, dem die ganze Medienaufgesetztheit überdeutlich gegen den Strich geht – so dümpelt die deutsch-österreichische Komödie minutenlang vor sich hin. Mit den Fotoshootings kommt endlich etwas Ösi-Schmäh ins Spiel, der sich verfängt mit der gelegentlich trockenen, besserwisserischen Art der Hauptfigur: „Was hat das Christkind mit einem Rentier zu schaffen?“, will Lina wissen. Auch Rudi meckert an der Deko herum. Silke Bodenbender und Simon Schwarz setzen erste Duftmarken und Michael Ostrowski als Fotograf von der extra professionellen Sorte ist einfach nur köstlich.
Soundtrack: Sarah Howells („Simple Pictures“), Milow feat. Marit Larsen („Out of my hands“), Richard Samon („Headlights“), Milow („The Kingdom“)
Dass das Drehbuch sonst nicht allzu viel Komödiantisches zu bieten hat, ist schade. Die übliche Romantic-Comedy-Prozedur also! In diesem Weihnachtsfilm führt sie haarscharf am Tal der Tränen vorbei. Die gespielte Ernsthaftigkeit droht, gelegentlich peinlich zu werden. Man kann von Glück sagen, dass Regisseur Michael Kreihsl („Der Täter“) auf drei wunderbare Hauptdarsteller setzen konnte. Silke Bodenbender überstrahlt den dämlichen Plot so gut es eben geht, Simon Schwarz kommt mit treuem Hundeblick und wärmt den unterforderten Zuschauer und Alwara Höfels gibt ihrer smarten Zeitgeist-Tussi zunehmend einen gesunden Frauenverstand mit auf den Weg und heimst mit ihrer bodenständigen Abgehobenheit wie zuletzt in „Mein Bruder, sein Erbe und ich“ Sympathiepunkte ein.