Warten ist der Tod

Tukur, Auer, Schüttauf, Hübchen, Hartmut Schoen. Das Verschwinden der Männlichkeit

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Ein großer Coup sollte drei ehemalige Luftwaffenflieger all ihrer Sorgen entledigen. Denn das zivile Leben bekommt ihnen nicht. Doch auch nach ihrem Millionenraub bleiben die einstigen „James Bonds der Lüfte“ auf Normalmaß gestutzt in Hartmut Schoens hochspannendem Zweiteiler. „Warten ist der Tod“ erzählt vom Ende einer Blutsbrüderschaft und vom Beginn eines emotionalen Ausnahmezustands. Für die psychologischen Zwischentöne sorgt ein Top-Quartett: Ulrich Tukur, Jörg Schüttauf, Barbara Auer & Jörg Hübchen. Für Schoens Film gab es im Jahre 2000 sowohl den Grimme-Preis als auch den Deutschen Fernsehpreis.

Einfach leben und nicht dem Leben immer nur hinterherrennen, davon träumen drei Luftwaffenflieger, als sie mit Anfang 40 aus dem Dienst entlassen werden. Doch das zivile Leben bekommt ihnen nicht. Nach vier Jahren sind alle drei hoch verschuldet, verkümmern als Hausmeister oder Taxifahrer. Ein großer Coup soll sie aller Sorgen entledigen… „Warten ist der Tod“ von Ex-Dokumentarfilmer Hartmut Schoen erzählt vom Ende einer Blutsbrüderschaft und vom Beginn eines emotionalen Ausnahmezustands. Für die psychologischen Zwischentöne sorgt ein Top-Quartett: Tukur, Schüttauf, Auer & Hübchen.

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Warten ist der Tod: Das Bild zum Filmtitel. Ulrich Tukur, Jörg Schüttauf, Isabell Gerschke & Barbara Auer

Vier Jahre lang begleitete Schoen Mitte der 80er Jahre für seine Grimme-Preis-gekrönte Reportage „Phantom-Fieber“ zwei junge Kampfpiloten. Damals erfuhr er von der Frühpensionierung und hörte von den psychologischen Problemen. „Die Rückkehr ins bürgerliche Leben stutzt die James Bonds der Lüfte auf ziemliches Normalmaß“, so Schoen. Der geeignete Unterboden für einen Psychothriller, „für eine Studie dreier Männer, die sich an alte Energien, Kräfte und Überlegenheitsgefühle erinnern“, dachte sich der 48jährige Schoen.

Dem Zweiteiler gelingt der Spagat zwischen Nervenkitzel, menschlichem Drama und Action-Einlagen. Erzählt wird extrem physisch, die „Helden“ stehen unter Dauerstress. Schweiß gibt es in allen Varianten. Es geht um das (Ver-)Schwinden von Männlichkeitsritualen. „Ich wollte zeigen, wie jeder einzelne durch die Entwicklung überfordert wird, wie der Machismo, die Kraft früherer Tage, nicht mehr funktioniert“, betont der Autor-Regisseur. Was bleibt sind ungelenke Gesten männlicher Selbstvergewisserung, Zitate, die aus der Vergangenheit bemüht werden. „Längst sind es Männer im mittleren Alter, die langsam einen Bauch bekommen, Haarausfall haben und die sich damit abfinden müssen, dass ihre Jugend endgültig vorbei ist.“ Schoen, der zuletzt zwei SWR-„Tatorte“ und das Eifersuchtsdrama „Liebesfeuer“ mit Jörg Schüttauf drehte, wird von der Kritik stets sein Blick für psychologische Details bestätigt. Er selbst glaubt, dass ihm seine dokumentarische Arbeit für die Fiktion „ein bisschen“ die Augen geöffnet hat. „Ich weiß, wie Leute reden und wie sie sich verhalten. Ich habe einen Fundus an erlebter Realität. Das ist ein Vorteil gegenber anderen Autoren, die vieles nur aus der Fantasie oder aus der Reproduktion der Kinowelt heraus entwerfen.“

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Ein physisches Drama mit Helden unter Dauerstress. „Fesselnd wie Rififi“, so TV-Spielfilm zur Premiere. Fast ein TV-Klassiker: allein, es fehlen die Wiederholungen!

„Hartmut Schoen gelang ein TV-Film in Kinoqualität. Exzellente Darsteller und stimmungsvolle Bilder sorgen für beklemmende Spannung.“ (TV-Spielfilm)

„Bundesfilm- und Grimme-Preisträger Hartmut Schoen drehte hier einen sehenswerten Genre-Mix: Neben rasanten Actionsequenzen entwickelt sich ein Psychothriller, der fast in einem Horrorszenario endet. Doch trotz der packenden und einfallsreichen Handlung gehen die sehr ambivalent und differenziert gezeichneten Charaktere nicht unter. Sie bereichern die Handlung durch ihre persönliche Entwicklung und enthüllen erst ganz zum Schluß ihr wahres Ich. Unterstützt wird dieser Eindruck durch die hervorragende Leistung der Schauspieler, Barbara Auer, Ulrich Tukur und Jörg Schüttauf.“ (Prisma)

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Serie & Mehrteiler

Arte, ZDF

Mit Ulrich Tukur, Barbara Auer, Jörg Schüttauf, Henry Hübchen, Thomas Thieme, Isabell Gerschke, Anja Kling, Martin Krahn

Kamera: Peter Döttling

Szenenbild: Eduard Krajewski

Schnitt: Vessela Martschewski

Musik: Matthias Frey

Produktionsfirma: Multimedia Film- und Fernsehproduktion

Drehbuch: Hartmut Schoen

Regie: Hartmut Schoen

EA: 27.08.2008 20:45 Uhr | Arte

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