Ein Fahrzeug rast durch den Wüstensand. Es geht um Leben und Tod. Auch später. Jede Entscheidung kann die falsche – und die letzte sein. Im April 2004 ist der Krieg im Irak zwar offiziell vorbei, doch die Lage ist angespannt, die Stimmung zwischen amerikanischem Militär und irakischen Aufständischen aufgeheizt. Besonders in Falludscha, der Hochburg des Widerstands. Drei Menschen in Bagdad wollen dorthin: Ein Arzt und eine Mitarbeiterin einer Hilfsorganisation, um Medikamente ins Krankenhaus der umkämpften Stadt zu bringen, und ein junger Fernsehjournalist, weil er endlich mal eine Exklusivstory liefern möchte. Gezwungenermaßen mit dabei sind sein Kameramann, der nicht begeistert ist, und der Fahrer Husam. Ein Waffenstillstand bis zum Sonnenaufgang des nächsten Tages ist Auslöser für die Aktion. Ohne ihn wäre dieser Trip ein Himmelfahrtskommando. Dennoch gibt es keine Genehmigung. Und je länger die fünf mit ihrem Minibus durch die Wüste scheppern, umso häufiger müssen sie sich die Frage stellen: Gibt es diese behauptete Feuerpause überhaupt?
„Waffenstillstand“ ist ein Debütfilm, der sich sehen lassen kann. Lancelot von Naso, geboren 1976 in Heidelberg, betätigt sich nicht als Politbotschafter – und doch transportiert der packende Film viele Wahrheiten über kriegerische Ausnahmezustände und er gibt eine Ahnung davon, was es heißt, tagtäglich mit dem Tod konfrontiert zu sein – dem der anderen und dem möglichen eigenen. Und er deutet die Rolle der Medien an in diesem Szenario. Der Film versucht sehr physisch, diese Extremsituation spürbar zu machen. „Mein Film sollte realistisch und auch politisch sein, aber dennoch Leute ins Kino locken“, bringt es von Naso auf einen etwas simplen Nenner. Dennoch bediene der Film – anders als im Mainstreamkino viele Erwartungen nicht, die er aufbaue. „In einem Hollywoodfilm würden die Idealistin und der Karrierist sich während eines Schusswechsels in die Arme fallen und ein Kind zeugen“
Die Spannungsdramaturgie mit dem Moment der Zeitknappheit ist ein wichtiger Faktor, Action eher weniger. „Waffenstillstand“ ist ein für deutsche Verhältnisse ungewöhnlicher Genre-Mix aus Drama, Abenteuer- und Antikriegsfilm, aus Politthriller und Road-Movie. Kamera und Schnitt gehören zum Besten, was man in den letzten zwei, drei Jahren im deutschen Film sehen konnte. Die Schauspieler verstehen es wunderbar, ihren genrehaft typisierten, aber nie ins Klischeehafte driftenden Figuren eine Eigenheit zu geben, ohne dabei die Einheit der Handlung und die Geschlossenheit der Zweckgemeinschaft zu stören. Hannes Jaenicke sah man seit Jahren nicht mehr so gut. „Eher ein Reisefilm über Menschen, denen die Augen geöffnet werden, denn ein Kriegsfilm – findet ‚Waffenstillstand’ einige eindringliche Bilder für die Traumata eines gepeinigten Landes“, schrieb der SPIEGEL zur Kino-Premiere.