Vulkan

Koeberlin, Wackernagel, Rohde – große Katastrophe ohne großes Happy End!

Foto: RTL / Willi Weber
Foto Rainer Tittelbach

Geht im 1. Teil von „Vulkan“ noch alles seinen Event-Zweiteiler-erprobten Gang mit der finalen Evakuierung des Dorfes, so entwickelt sich Teil 2 weg vom optimistischen Helden-
Epos zu einem zwischenzeitlich ungemein düster-pessimistischen Endzeit-Szenario.

Die ersten Sekunden des Vorspanns ziehen den Zuschauer in einen Tunnel ins Erdinnere hinein. In einer rasanten Fahrt geht es dorthin, wo der Vulkan bereits brodelt. Danach herrscht Ruhe vor dem Sturm. Ein Dorf in der Eifel stellt sich vor: da ist der hehre Feuerwehrmann, die traumatisierte Freundin, ein Sparkassendirektor mit zwei Prinzessinnen zu Hause und eine Jugendgang, die den städtischen Vollzugsbeamten am Gängelband führt. Hinzu kommt wenig später eine junge Vulkanologin, die die Katastrophenstimmung und die Beziehung des Dorfhelden anheizt. Nach 25 Minuten findet das Vorglühen ein Ende: Es gibt den ersten Vorgeschmack auf das noch Kommende. Noch reichen bei diesem Vorbeben, um der Aufmerksamkeit des Zuschauers sicher zu sein, einige billige Wackel(kamera)tricks. Weiteres Unheil deutet sich wenig später an: ein ohnmächtiger Teenager, verendende Tiere, ein erster Autocrash. Doch es wird erst einmal gefeiert. Was ist ein Dorf ohne Volksfest! Danach löst sich die Familie des Helden auf: der Vater stirbt, die Mutter sucht das Weite, auch die Freundin ist bald weg. Der Feuerwehrmann hält die Stellung, er weiß, wo er hin gehört.

VulkanFoto: RTL / Willi Weber
Ob nah, ob fern – die Katastrophenbilder in „Vulkan“ besitzen enorme Qualität. Und wozu so ein Vulkanausbruch nicht alles gut sein kann. Heiner Lauterbach und Sonja Gerhardt

Geht im ersten Teil von „Vulkan“ noch alles seinen Event-Zweiteiler-erprobten Gang mit der finalen Evakuierung des Dorfs und der prophezeiten Magma-Wasser-Explosion, die wie ein Atompils aus einem See hervor schießt, so entwickelt sich der zweite Teil weg vom optimistischen Heldenepos zu einem ungemein düster-pessimistischen Endzeit-Szenario. Die zivilisatorischen Verabredungen sind außer Kraft gesetzt: da treten nicht nur die besten Eigenschaften der Menschen zu Tage. Der gequälte Polizist nimmt blutig Rache, der Sparkassenchef fackelt noch schnell sein Haus ab und füllt sich die Tasche mit Barem. Da verliert selbst der heroische Feuerwehrmann zwischenzeitlich den Glauben an die Menschheit.

Das Katastrophen-Movie zerfällt im zweiten Teil in seine Bausteine. Das macht „Vulkan“ abwechslungsreicher, dichter, tiefer als den konventionelleren ersten Teil. Je nach Schauplatz wird ein anderes Genre, eine andere Tonlage bedient. Da ist das zwischenmenschlich dramatische Unter-Tage-Kammerspiel mit einer lebenden Zeitbombe. Da ist das Drama zweier Betrogener, die ihre Partner suchen und wie zwei Versprengte durch die Eifel irren. Da ist das Lagezentrum, der Ort, an dem Schicksal gespielt wird, wo kühles Krisen-Management waltet und wo Gesichter zu Projektionsflächen von Gefühlen werden. Und schließlich schiebt sich immer wieder die Vulkan-Landschaft raumgreifend ins Bild: es regnet Asche, es poltern Steine, es strömt Lava und die Apokalypse rückt näher. Action- und Thrillermomente wechseln mit Szenen, in denen das Dramatische oder das Melodram die Oberhand behalten.

VulkanFoto: RTL / Willi Weber
Das Drama funktioniert besser als in anderen Event-Movies. Katharina Wackernagel, Heiner Lauterbach, Matthias Koeberlin

Die Besetzung ist – bis auf Yvonne Catterfeld – tadellos: Matthias Koeberlin spielt wunderbar klein gegen die übermächtigen Genre-Klischees an, Katharina Wackernagel mit ihren großen Augen sorgt für großes Melodram, Heiner Lauterbach lockert erst nach und nach die Fassade seines Kleingeist-Bankers auf, was durchaus stimmig ist für die anfangs nervige Figur, und Armin Rohdes Dorfdepp darf sich zum unberechenbaren Katastrophengewinnler mausern. Rohde: „Walter ist einer, der durch die Lava zu sich selbst findet. Zu dem spricht quasi durch den Vulkanausbruch wie die Stimme Gottes aus dem brennenden Dornenbusch zu Moses.“

„Vulkan“ sprengt den Rahmen des (im Genre-Rahmen) zu Erwartenden. Die Dreiecksgeschichte wird nicht ausgespielt und auch das Ende hält eine besondere Überraschung parat. Koeberlin: „Die größten Schweine überleben und andere, von denen man es nicht erwartet hätte, müssen ins Gras beißen. So ist es ja oft auch im wirklichen Leben.“ Das dürfte nicht nur der Hauptdarsteller „richtig klasse“ finden. (Text-Stand: 18.10.2009)

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Mit Matthias Koeberlin, Katharina Wackernagel, Heiner Lauterbach, Armin Rohde, Yvonne Catterfeld, Katja Riemann, Pasquale Aleardi, Ursula Karven, Sonja Gerhardt, Christian Redl

Kamera: Philipp Sichler

Schnitt: Florian Drechsler

Musik: Nikolaus Glowna, Siggi Mueller

Produktionsfirma: TeamWorx

Drehbuch: Alexander Rümelin

Regie: Uwe Janson

Quote: 1. Teil: 5,9 Mio. Zuschauer (16,5% MA); 2. Teil: 6,59 Mio. Zuschauer (20,6% MA)

EA: 18.10.2009 20:15 Uhr | RTL

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