Vor 15 Jahren reichte es für einen Lacherfolg noch aus, wenn drei gestandene Mannsbilder “eideidei” machend ihre Köpfe in ein Kinderbettchen reckten. Seit “Drei Männer und ein Baby” wurde das Thema ‘Männer sind die besseren Väter’ immer wieder für Kino und Fernsehen leicht variiert. Desöfteren waren es schwule Männer. Nun sind es drei minderjährige Frankfurter Kids aus der Bahnhofsgegend. “Voll korrekte Jungs” heißt das Pro-Sieben-Movie, dessen Titel leicht falsche Assoziationen weckt. Nicht Filme wie “Harte Jungs” oder “Erkan und Stefan” standen hier Pate, sondern eher Komödien vom Schlage von “Absolute Giganten” oder “Echte Kerle”. Regie führte denn auch Rolf Silber, kein Teenager mehr, dafür einer der intelligentesten Regisseure und Autoren fürs leichte Fach hierzulande.
Soundtrack: Vanessa Amorosi („Shine“), The Who („Pictures of Lily“), Macy Gray („I try“), Puff Daddy („Come with me“), Dave Matthews („Christmas Song“), Supremes („Baby Love“), Ben E. King („Stand by me“), Marvin Gaye („Sexual Healing“)
Eine “völlig abgefahrene Weihnachtsfeier” will der 17-jährige Frank organisieren. Und die bekommt er. Eigentlich will er sich ganz seiner “Zuckerschnecke” Vanessa widmen. Die scheint auch gar nicht abgeneigt zu sein. Doch da taucht auf einmal Marion auf, eine Party-Affäre aus grauer Vorzeit. Und die hat Lilly dabei, einen süßen Wonneproppen, ein dreiviertel Jahr alt, mit mächtiger Stimme und – was das Schlimmste ist: sie ist offenbar Frankieboys Tochter. Eine schöne Bescherung. Was tun? Das Baby zurückbringen? Es bei der Polizei abgeben? Es vor irgendeine Tür legen? Nein, er will versuchen, einmal im Leben etwas richtig zu machen. Nicht so sein wie sein Vater, der getürmt ist, als Frank auf die Welt kam. Und mit Burhan und Wolle hat er ja tatkräftige Unterstützung bei seinem Vorhaben, ein “voll korrekter” Vater zu sein. Problematisch nur, dass Frank noch keine 18 ist & er gar kein Sorgerecht hat.
“Voll korrekte Jungs” ist eine Komödie, die den Spagat schafft zwischen Spaß und Moral – sprich: zwischen der Leichtigkeit des pubertierenden Seins und der Schwere des sozialen Unterbodens der Helden. Silbers Film besitzt witzige Dialoge, setzt auch schon mal auf typisch boulevardeske Lachnummern, beispielsweise wenn der schmächtige Held mit seinem Töchterchen im Frauenhaus landet. Der Film, ein Spiel-Film im wahrsten Sinne des Wortes, macht auf intelligente Weise Laune. Dafür sorgen nicht zuletzt fünf ungemein frische junge Gesichter, von Niki Jondral über Fatih Alas zu Jana Straulino, und ein stimmungsvoller Soundtrack mit Songs von den Supremes, von Isaac Hayes, Marvin Gaye und den Who (“Pictures of Lily”). Vorzüglich inszeniert auch das schwungvolle Finale, das die Tonlage des Films noch einmal augenzwinkernd auf den Punkt bringt. (Text-Stand: 14.11.2002)