Was tun, wenn sie plötzlich wieder vor einem steht: die große Liebe von einst? Zur Tagesordnung übergehen? Die Heldin in dem Sat-1-Movie “Verdammte Gefühle” wird es in jener Schrecksekunde erst einmal mulmig, ihre Sinne scheinen zu schwinden. Wie ein ungläubiges Kind, das seinen Augen nicht traut, schaut sie auf den Mann ihrer schlaflosen Nächte. Barbara Rudnik spielt nicht so, als ob hier Amor erneut seine Liebespfeile abschießen würde. Sie schaut fassungslos, den Tränen nahe, ihr Gesicht spiegelt ihre Wunden.
Die Erinnerungen an Mario sind nicht die besten. Zwanzig Jahre ist es her. Damals liebten sie sich heiß und innig. Doch dann soll Mario seine Jette urplötzlich verlassen haben. “Sechs Wochen später war er verheiratet”, erzählt sie ihrer besten Freundin. Dass jene große Liebe zugleich der Vater ihres Sohns Bennie ist, beichtet sie gleich mit. Bisher wusste es keiner. Auch der “Erzeuger” erfährt es erst jetzt. Und Bennie bekommt es dummerweise erst mit, als er sich ausgerechnet in Marios eheliche Tochter Maria verliebt. Als die beiden jungen Leute gemeinsam nach Prag fahren scheint die Geschichte eine besonders tragische Wendung zu nehmen. Selbst die Liebe zwischen Jette und Mario ist offenbar chancenlos.
“Ich wollte dich nie wieder sehen, du mieser Kerl!”, sagt die Heldin. Danach folgen leidenschaftliche Küsse. Doch das war’s zunächst. Die Verbundenheit der beiden findet allein in wenigen Augen-Blicken ihren Ausdruck. Thomas Sarbacher als Mario ist zwar offensichtlich wieder Feuer und Flamme. Er fühlt sich ohnehin seit längerem gefangen im goldenen Käfig. Auch Barbara Rudnik lässt mehr Emotionen zu, als man von der im Rollenfach der kühlen Blonden gewohnt ist, doch ihre Jette ist Realistin: “Sie hat sich nicht umhauen lassen, ist ganz gut gelaunt und eher ein handfester Typ“, so Rudnik. Was als Hoffnung bleibt ist die romantische Liebe als Gegenmodell zur Geldheirat und Vernunftsehe.
Peter Lichtefeld ist eine abwechslungsreiche Liebeskomödie mit dezentem Hang zum Drama gelungen. “Der Film hat streckenweise einen leichten Komödien-Charakter, das Drehbuch besticht mit sehr alltagsnahen Dialogen – das hat mir gut gefallen”, sagt Rudnik. Neben ihr und Sarbacher sind auch die Nebenrollen mit Teresa Harder und Nina Petri vorzüglich besetzt. Die eine bringt Erdenschwere, die andere eher Witz in die Story. Barbara Rudnik muss beides in ihrer Rolle liefern. Die Schauspielerin gesteht, dass ihr komische Momente im Film nicht so liegen: “Ganz allein vor der Kamera lachen – es gibt nicht Schlimmeres. Ich glaube, ich bin nun mal eher jemand für die leiseren Töne.” (Text-Stand: 17.9.2002)